Am Kahuzi-Biega-Nationalpark entsteht ein Umwelt-Info-Zentrum

Stellen Sie sich vor: gleich vor Ihrer Stadt liegt einer der berühmtesten Nationalparks der Welt - aber kaum einer Ihrer Nachbarn weiß es.

Der Kahuzi-Biega-Nationalpark ist einer der größten Nationalparks des Kongo - und einer der berühmtesten der Welt. Auf einer Fläche von 600 km², in Höhenlagen zwischen 600 und 3300 m, umfasst der Park sechs verschiedene Vegetationstypen mit einer sehr großen Artenvielfalt - viele Pflanzen kommen nur in dieser Gegend vor. Die International Union for the Conservation of Nature and Natural Resources (IUCN) hat den Park zur "World Heritage Site" erklärt.

Der Kahuzi-Biega-Nationalpark ist die Heimat der möglicherweise letzten Berrggorillas. Auch der kleine Vogel, Nectarinia alinea, ist endemisch, kommt also nur in dieser Region vor. Zu den Wundern dieses Fleckchens Erde gehören mehrere Arten von Schmetterlingen, deren Raupen fingerlang werden und als Delikatesse gelten - während der Raupensaison sind sie das Grundnahrungsmittel für die Waldbewohner. Und der feuerrote Pilz, der 2 kg schwer wird, dient vor allem den Affen als Nahrung.

All das liegt fast vor den Toren von Bukavu, der Provinzhauptstadt des Südkivu. Trotz der immer noch unsicheren Situation im Kivu pilgern Wissenschaftler aus aller Welt dorthin. Im Kivu selbst, in Lwiro bei Bukavu, gibt es das Centre de Recherches en Sciences Naturelles (C.R.S.N.), das die Tiere, Pflanzen und das Ökosystem des Regenwaldes erforscht.

Aber in Bukavu und Umgebung weiß kaum jemand davon. Für die Reichgewordenen ist der Wald etwas, wo man Tropenholz exportieren oder Plantagen errichten kann. Die Armen sind froh, wenn sie Holzkohle verkaufen oder auf einem Stück abgebranntem Wald ein paar Jahre Ackerbau treiben können. Und die Kommunen am Rand des Parks sind pleite und sind bereit, Parzellen Wald für ein paar Dollar zu verscherbeln.

Der Park grenzt an die Siedlungsgebiete sechs verschiedener Bantu- und Pygmäenvolksgruppen. Für kongolesische Verhältnisse ist die Region dicht besiedelt. Viele Menschen leben vom Wald; aber damit sie auf Dauer davon leben können, muss er schonend bewirtschaftet werden.

Am Rande des Parks verschwindet der Wald in bedrohlichem Tempo. Was bleibt von dem Park, wenn erst rundum alles kahl ist?

Innocent Balagizi hat - auch mit Unterstützung deutscher Freunde - begonnen, Waldstücke rund um den Park zu kaufen, um sie vor Kahlschlag zu schützen. Zugleich aber arbeiten er und andere schon seit Monaten an einem weiteren Vorhaben - und im Januar 2006 eröffnet in der Nähe von Lwiro ein Umwelt-Info-Zentrum.

Der Rohbau des neuen Umwelt-Info-Zentrums bei Lwiro

Was soll im Umwelt-Info-Zentrum geschehen?

Das Zentrum soll für Besucher aus den Großstädten ebenso etwas bieten wie für die Bürgerinnen und Bürger der unmittelbaren Umgebung, für Grundschulkinder ebenso wie für Wissenschaftler und Entscheidungsträger. Im Zentrum werden qualifizierte Fachkräfte gemeinsam mit Freiwilligen aus dem In- und Ausland arbeiten.

Den Bürgern der Umgebung soll das Zentrum Kenntnisse in der richtigen Nutzung des Landes vermitteln und ihnen helfen, sich mit dem Naturerbe vor ihrer Tür zu identifizieren. Nur was man kennt und schätzt, wird man auch schützen. Das wird dann auch den staatlichen Parkwächtern die Arbeit leichter machen.

Wir wünschen dem Umwelt-Info-Zentrum einen guten Start!