Der Pazifist 204 - 15. Juli 2005

Zu dieser Ausgabe: Wir dokumentieren in diesem Heft Berichte über die Friedensarbeit der Quäker in Zentralafrika, die still und wirkungsvoll ausgeübt wird in einer Region, die ansonsten nur wenige Interventionen der Friedensbewegung kennt. Quäker gehören mit den Mennoniten und den Brethren zu den historischen Friedenskirchen - wenn man von den Quäkern überhaupt als „Kirche“ sprechen darf: Quäker organisieren sich über Schweige-„Meetings“, die erstaunliche spirituelle Kräfte für die dringendsten Friedensaufgaben freisetzen können.

Der Nachdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung der amerikanischen „Freunde“, wie sich die Quäker selbst nennen.

Die Originalberichte finden sich auf dieser Website: http://www.afsc.org/africa/int/ceafrica.htm

Quäker in der Region der Großen Seen

Im Juli 2005 wird der AFSC (American Friends Service Comittee = Friedensdienst der US-amerikanischen Quäker) ein neues Regionalbüro eröffnen, um sein Friedensprogramm in der Gegend der großen Seen zu verstärken. Absicht des Programms ist ein Beitrag zu den Bemühungen zur Beendigung der immer wiederkehrenden Kriege sowie die Förderung von Wiederaufbau und Heilung innerhalb und zwischen den drei Schwerpunktländern: Ruanda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo. Dadurch, daß AFSC seine Präsenz in Zentralafrika ausbaut, beginnt diese Phase der Konsultation Früchte zu tragen.

Dieses neue und erweiterte Programm wird dazu beitragen, die Arbeit der letzten Jahre weiterzuführen. Seit 2000 hat AFSC eine Anzahl von Graswurzelprojekten in der Region der Großen Seen hauptsächlich in Zusammenarbeit mit afrikanischen Quäkern unterstützt, die ersten drei Trainings des Programms "Alternativen zur Gewalt" mit Richtern aus Gacaca sowie die Ausbildung einer Gruppe von Trainern in Trauma-Heilung in Burundi und Ruanda. AFSC hat dabei geholfen, eine Serie von lokalen "Zuhörprojekten" in sechs Ländern zur Vorbereitung der "Weltkonferenz gegen Rassismus, rassische Diskriminierung, Xenophobie und ähnliche Intoleranz" im August 2001 sowie deren verschiedene Vor- und Nachbereitungskonferenzen zu organisieren. Außerdem hat AFSC Raum für interreligiöse Dialoge zur Förderung von Heilung und Versöhnung geschaffen und die Studienbesuche der ruandischen Komission für Frieden und Versöhnung nach Südafrika zum Dialog mit der dortigen Komission für Wahrheit und Versöhnung unterstützt. 2004 hat der von AFSC in der Region eingestellte Berater für internationale Angelegenheiten die Teilnahme von zentralafrikanischen Partnern bei Trainingssitzungen und Beratungen zur Kontrolle von Kleinwaffen, zum Thema "Friedensarbeit und Geschlechtszugehörigkeit" sowie der Entwicklung von Jugendorganisationen mit dem Netzwerk der afrikanischen Jugendinitiative begleitet.

GEGENWÄRTIGER SCHWERPUNKT

Die bevorstehende Arbeit wird auf Partnerschaften mit dem Programm "Katalysator für den Frieden" der norwegischen Quäker sowie dem extensiven Netzwerk von Quäkerkirchen und anderen interreligiösen und weiteren zivilgesellschaftlichen Gruppen aufbauen. So wie in anderen Regionen, in denen AFSC arbeitet, wird das Programm aktive Gruppen und Führungspersönlichkeiten für Frieden und Gerechtigkeit ins Leben rufen, erweitern, engagieren und miteinander verbinden sowie die Kapazität von Partnerorganisationen und Koalitionen in Bezug auf Parteinahme, Konfliktlösung, Transformation und Versöhnung stärken und fördern. Das Programm wird die menschlichen Folgen und wahren Kosten der Kriege und der Instabilität in der afrikanischen Region der Großen Seen aufzeigen. Ziel bleibt es weiterhin, die Sichtweisen und Sorgen der lokalen Bevölkerung nationalen, regionalen und internationalen Foren nahezubringen um auf rassistischen, ethnischen oder anderen verwandten Formen der Intoleranz basierenden Differenzen zu lösen, damit Frieden und soziale Gerechtigkeit weitreichend und andauernd erreicht werden können.

Übers.: Bernd Büscher

Friedensprogramm der Quäker

Netzwerk zur Verhinderung eines gewalttätigen Konflikts

Austausch Friedensprogramm CAPP für 2004

Das Austausch-Friedens-Programm (CAPP) ist ein Friedens-Trainings- und Erziehungsprogramm, das Quäkerkirchen in vier Ländern der Region der Großen Seen in Zentralafrika durchführen. Die Länder des CAPP-Programms sind: Kenia, Ruanda, Burundi und die Demokratische Republik Kongo.

Das Programm wird vom Quäkerdienst Norwegen unterstützt und hat Partnerschaften mit anderen Friedensprogrammen (das Zentralkomitee der Mennoniten ist ein größerer Partner) und anderen internationalen Verbänden. Die Ziele von CAPP sind Training und Unterstützung von Projekten in lokalen und nationalen Gemeinschaften in diesen vier Ländern der Großen Seen, um es den lokalen Partnern zu ermöglichen, die Führung für den Aufbau demokratischer Praktiken und Einrichtungen, die Stärkung des Schutzes der Menschenrechte und die Unterstützung der friedlichen Lösung von Konflikten in ihren jeweiligen Gesellschaften zu übernehmen.

Zielgruppen

CAPP’s Projektarbeit mit Gemeindeführung, Schulen, Flüchtlingen und Vertriebenen, Jugend- und Frauengruppen und ethnischen Gruppen in geteilten Gemeinschaften.

Das Hauptaugenmerk beim CAPP-Training sind Menschenrechte, Konfliktbewältigung, Aufbau der Demokratie und die Verbesserung des Zusammenhalts und der Zusammenarbeit in der Gemeinde, einschließlich kritischer Probleme wie HIV/AIDS-Bewußtsein. Eine Grundausbildung führt Projektgruppen zum Thema der Konzepte und Übungen zum Aufbau des Friedens und erleichtert die gemeinsame Annäherung an Entwicklung und Training von größeren Gruppen. Ein Hauptziel des CAPP-Programms ist die Vorbereitung und Verbesserung der lokalen Fähigkeiten zum Aufbau des Friedens.

Ein zweites Element bei CAPP, zusätzlich zum Friedens-Training auf Gemeinde-Ebene, ist die Förderung der Kommunikation zwischen Friedenserbauern und Politikern.

Auf lokaler und nationaler Ebene arbeiten die CAPP-Projekte direkt mit denen zusammen, die verantwortlich für die Aufrechterhaltung der Sicherheit und der Gerechtigkeit sind und für die Durchführung der nationalen Politik der Versöhnung. In Ruanda zum Beispiel gehört das Zusammenwirken mit der Regierungskommission für nationale Einheit und Versöhnung dazu, auch das Beschaffen von Hauptquartieren und Trainingsmöglichkeiten für das nationale ökumenische Friedenskomitee und die Führung der nationalen Nichtregierungsorganisation/UN-Friedensvereinigung, bekannt als Koexistenz-Netzwerk. In einem anderen Beispiel, aus Burundi, haben die CAPP-Programm-Leiter engen Kontakt mit den Parteien des Arusha-Friedensprozesses sowohl der Regierungsseite als auch der Opposition, diesen Kontakten zur Entwicklung von Politiken und Programmen zur Repatriierung, Demobilisierung und Wiederansiedlung der verschiedenen Elemente, die in der burundischen Gesellschaft zusammenkommen.

Auf regionaler Ebene arbeitet CAPP bei der Erforschung und Interpretation für Politiker in verschiedenen Fragen. Zusammen mit den Quäker-UN-Büros in New York und Genf helfen wir, das Dritte einer Serie internationaler Seminare auf Anfrage durchzuführen, über den Handel mit Kleinwaffen in Zentralafrika und Gemeinschaftskontrollen der Verbreitung von Kleinwaffen. Eine weitere größere Initiative im Jahr 2004 ist CAPP’s Teilnahme an der Vorbereitung eines Nicht-Regierungs-Kongo-Friedensforums für die Demokratische Republik Kongo, das parallel zur offiziell ernannten Kommission für Wahrheit und Versöhnung arbeiten wird, verbunden mit der Vorbereitung für die Wahlen.

RUANDA

Das CAPP-Programm in Ruanda hat sein Zentrum im Friedenshaus der Quäker (Urugo Rw’amahoro), das 2001 durch EEAR (Kirche der Freunde in Ruanda) gebaut wurde, mit Unterstützung des Zentralkomitees der Mennoniten und CAPP. Das Urugo-Programm konzentriert sich auf die Konsolidierung der Friedensarbeit, um die Themen Entlassung von Gefangenen, Demobilisierung von Soldaten und die Wiedereingliederung dieser und anderer Opfer der zerbrochenen Gesellschaft: alleinstehende Kinder, Witwen, Familien von Gefangenen in die Gemeinden.

Das CAPP-Programm für Ruanda hat eine breite Basis von Gemeinde-Friedenskomitees entwickelt und ausgebildete Gruppen von Frauen, Männern und Jugendlichen in Ruanda, mit Schwerpunkt in den Provinzen Kigali, Cyangugu, Ruhengeri und Gisenyi. 2003 begann die Initiation des Gacaca-Prozesses (die traditionellen lokalen Tribunale) mit der Freilassung von etwa 40.000 Personen, die des Völkermords angeklagt waren. Man erwartet, daß die lokalen Tribunale während der nächsten 18 Monate weitere 80.000 Fälle verhandeln. Die Zahl derjenigen, die wieder in die Gemeinschaften eingegliedert werden müssen, erhöht sich durch die Rückkehr von Flüchtlingen aus dem Kongo und von Tansania und die Demobilisierung der ruandischen Streitkräfte, durch den in der DRKongo und anderswo in der Region entstehenden Frieden.

BURUNDI

Die Entwicklung des Friedensprozesses in Burundi führt, nach äußerst schwierigen Jahren seit der Krise von 1994, zu stabileren und sichereren Bedingungen in dem Land, während gleichzeitig eine Anzahl neuer Herausforderungen entstehen: die Wiedereingliederung von Flüchtlingen, von denen viele bis zu zehn Jahren in den Lagern von Tansania gelebt haben, die Demobilisierung sowohl der regulären als auch der irregulären Militärstreitkräfte und die Wiedereingliederung in die Gemeinden dieser Gruppen und anderer, die im Land vertrieben oder lokal zersplittert waren durch die polarisierte Situation.

Das Burundi-CAPP-Programm konzentriert sich 2004 auf diese Themen und baut die ausgezeichneten Kontakte aus, welche die Friends Church (Quäker) mit Aktiven auf allen Seiten der nationalen Krise hat. Einer der Hauptpartner in Projekten, die von CAPP unterstützt werden, ist MIPAREC (Mission für Frieden und Versöhnung), ein Friedenstrainings- und Versorgungszentrum in Gitega, der alten Hauptstadt des Hochlands. Gegründet durch die Kirche der Freunde (Quäker) mit größerer Unterstützung durch MCC (Mennoniten) hat MIPAREC seit 1996 in einer Reihe strategisch kritischer Zonen in Zentral-Burundi das Gemeinde-Friedenskomitee aufgebaut und unterstützt. Sie waren kürzlich wieder aktiv mit Unterstützung durch CAPP, haben Gespräche mit den Leitern der Lager der Provinz begonnen, wegen der Demobilisierung von Soldaten. Im Jahr 2004 ist die Stärkung von Gemeinde-Friedenskomitees in den Hügeln geplant, die als regionale Friedensbüros arbeiten sollen, in vier kritischen Zonen von Zentral-Burundi, einschließlich der Hilfe bei der Einrichtung eines kleinen Büros, das als Bezugszentrum für Gemeindeprobleme dienen soll.

Ein zusätzliches Gebiet des CAPP-Burundi-Programms, das für 2004 vorgesehen ist, ist eine Anschlußarbeit mit zehn Schulen, die Friedenserziehung in ihren Lehrplan einbauen. Dazu gehört sowohl die Ausbildung von Schulleitern und Lehrern, als auch die ständige Entwicklung von Friedens-Lehrmaterial für Lehrer und Studenten, entsprechend dem Ausbildungsprojekt von CAPP’s Erziehungsberater in Burundi und Ruanda, vom Juli-August 2003.

Am Anfang des Jahres 2004 reiste eine Delegation der Friedenskomitees der Quäker durch das Land, zu den Flüchtlingslagern in Tansania, um Strategien und Partner zu finden für Möglichkeiten für Friedenserziehung, Rückführung und Wiedereingliederung. Einige Gelder des diesjährigen CAPP-Budgets für Burundi werden Möglichkeiten für Basishilfe bieten, in Fällen besonderer Not, um die Wiedereingliederung von demobilisierten Soldaten und zurückgekehrten Flüchtlingen in die Gemeinden zu unterstützen.

DRK (Demokratische Republik Kongo) – Süd-Kivu

Auch in der Demokratischen Republik Kongo eröffnen rasch neuerliche Fortschritte des Friedensprozesses neue Bedürfnisse und Möglichkeiten für Friedensarbeit, welche das DRK-CAPP-Programm leisten kann. Im Süd-Kivu ist jedes der fünf CAPP-Projekte in den größeren Zonen der Provinz darauf ausgerichtet die Krise zu überwinden und die Wiedereingliederung demobilisierter Militärstreitkräfte (unregelmäßige aus verschiedenen Abschnitten) zu betreiben, zusätzlich zu ihrem allgemeinen Programm des Friedensaufbaus in der Gemeinde. Während der letzten drei Jahre haben diese fünf Distriktprojekte zehn bis fünfzehn lokalen Friedenskomitees (Friedenskerne/-zentren) in jeder Zone aufgebaut: An vielen Orten sind diese Zentren auf bis zu dreißig oder vierzig Mitgliedern angewachsen, was für Distrikte mit weitverstreuter ländlicher Besiedlung eine riesige Lücke füllt, angesichts des Mangels an bürgernahen Organisationen (CBO’s), indem Leute verschiedener ethnischer und geographischer Herkunft zusammengebracht werden, die durch den langen Krieg getrennt waren. Der Übungsgehalt dieser Projekte, vermittelt in regelmäßigen Treffen, mehrmals jeden Monat, konzentriert sich auf das Verstehen von und den Umgang mit Konflikten, den Aufbau des Zusammenfindens der Gemeinden durch Beachtung der Rechte und der Versöhnung und der lokalen Probleme, einschließlich HIV/AIDS, Ernährung, den Gebrauch des Landes, und Bildung. Im Jahr 2003 wurde die nationale Verfassung und das Pretoria-Friedensprogramm für die DRK übersetzt und in allen Gruppen diskutiert. Verschiedene Gemeinde-Kooperativen werden unterstützt, einschließlich der Aufzucht und des Teilens des Tierbestands, des Wiederaufbaus zerstörter Häuser und des gemeinsamen Anbaus von Cassava (Maniok), Bohnen und Futterpflanzen. Es wird von einer Anzahl von Fällen berichtet, wo CAPP-Leiter (jede Zone hat zwei Koordinatoren – eine Frau und einen Mann – und zwölf bis fünfzehn ausgebildete Helfer, die mit den einzelnen Gruppen arbeiten) gebeten wurden, zu helfen bei lokalen Streitereien, z.B. wegen der Einrichtung eines Gesundheitszentrums, worüber rivalisierende Gruppen in den Zonen von Mienge, auf dem Hochplateau, stritten. In diesem Fall wurde der Ort festgelegt nach der besten Zugänglichkeit, und die Gruppen unterschrieben ein schriftliches Abkommen, das sie durch eine gemeinsame Mahlzeit feierten.

Zwei Hauptelemente des CAPP-Programms von 2004 im Süd-Kivu konzentrieren sich auf die Sensibilisierung der Lokalbehörden und ein Projekt auf den Aufbau der Unterstützung für die Wiederherstellung der traditionellen Tribunale auf lokaler Ebene. Diese Tribunale werden von den lokalen Friedenskomitees für notwendig gehalten wegen der schwierigen Frage der Verwaltung und des Gebrauchs von Land, der Wiederbesiedlung und der Pflege und dem Schutz alleinstehender Kinder und der Vorbereitung der lokalen Gemeinden für den Aufbau einer Demokratie, mit Blick auf die Nationalwahlen, die für 2005 geplant sind.

DRK – Nord-Kivu

Das CAPP-Programm für den Nord-Kivu wird zur Zeit wieder neu strukturiert, da die gegenwärtigen politischen und sozialen Veränderungen, die mit der Wieder-Konsolidierung des Nationalstaats einhergehen, sich im Distrikt von Goma besonders ausgewirkt haben. Es gibt mehrere starke Elemente im Nord-Kivu-CAPP-Programm, die noch verstärkt werden, das eine ist das Frauenprogramm, das die Hilfe für die Rechte der Frau mit der Gemeinde-Integration und der handwerklichen Ausbildung verschiedener ethnischer Gruppen unter der vertriebenen Bevölkerung von Goma verbindet. Dieses Projekt hat sich rund um das Friedensatelier gebildet, eine kleine kommunale Werkstatt mit Programmen für verschiedene ethnische Mischungen, für Ausbildung, familiäre Gesundheit, Nähen (Schulkleider und andere Ausstattung für Kinder) und für Frauenrechte und deren Rolle beim Aufbau des Friedens.

Der andere Brennpunkt im Nord-Kivu ist das CAPP-Jugend-Mobilisierungsprogramm in den stark umkämpften Zonen von Masisi im Innern des Hochlands (einem Gebiet, etwa von der Größe Ruandas). Die Gründung eines Gemeinschaften-Friedenskomitees durch die CAPP-Projekte liegt in der ethnischen Verschiedenheit ihrer Mitglieder und den Herausforderungen für lokale Demobilisierung der Militärstreitkräfte in Masisi. Die lokalen, von CAPP initiierten Friedenskomitees in Kitshanga, Muheto und Nyamitaba betehen aus Mitgliedern von Hunde-, Hutu- (kongolesisch), Nandi- und Tutsi-Stämmen, einschließlich Frauen und Männern, beide zur Zeit und früher zum militärischen Personal gehörig.

Ein anderes Zeichen für die Verschiedenheit ist, daß die Mitglieder aus sechs verschiedenen Kirchen kommen, Einrichtungen, die allgemein ethnisch aufgeteilt sind. Fürsorge und Schutz für alleinstehende Kinder und die Alphabetisierung für Jugendliche und Frauen jeglichen Alters, die nicht zur Schule gehen konnten, wurden zu Themen für die Gemeindegruppen. Projekte zur Erholung von der Krise, einschließlich verschieden-ethnischer Jugendgruppen – sowohl zur Bewältigung humanitärer Bedürfnisse, als auch zum Aufbau von Zusammenhalt der Gruppen, begleitet die Ausbildung, einschließlich des Sägens von Brettern für den Hausbau, Gärtnern und Herstellung von Mobiliar, alles unterstützt von kleinem Anfangskapital von CAPP.

KENIA

Das CAPP-Programm für Kenia hat eine wesentliche Grundlage aufgebaut und eine Konsilidierung und neue Planung der CAPP-Aktivitäten für 2004 unternommen. Während der letzten zwei Jahre hat Kenia-CAPP in siebzehn Distrikten quer durch das Land ausgebildete Friedenskomitees eingerichtet. Sie werden geleitet von einer Gruppen von fortgeschrittenen Ausbildern (Ausbildern von Ausbildern oder Trainer of Trainers/Tots), etwa 110 Leute, die sich auf Gemeinde-Sensibilisierung spezialisiert haben und Ausbildung in guter Führung, Achtung der Menschenrechte und Bewältigung von Konflikten und einer zweiten Gruppe von zusätzlichen 15 bis 25 Personen in jedem Distrikt, die von diesen ToTs in den Jahren 2002 und 2003 ausgebildet wurden.

Das Programm für 2004 wurde durch verschiedene kritische Brennpunkte definiert.

1. Ständige Beachtung der Schaffung von Kerngruppen aus fähigen und erfahrenen Leitern für jeden Distrikt, unterstützt durch Auffrischungs-Kurse für Leiter, einschließlich des Sendens von vier ToTs von CAPP-Kenia zu einer Fortgeschrittenen-Ausbildung beim Afrikanischen Friedensinstitut in Mindolo, Sambia.

2. Ein Fenster für Distrikt-Friedenskomitees um kritische Menschenrechts- und Demokratie-Probleme innerhalb ihrer Distrikte anzusprechen.

CAPP-Gruppen haben sich 2003 in einigen sehr interessanten Projekten in diesen Gebieten engagiert, einschließlich der Schlichtung von Konflikten innerhalb der Stämme und Schlichtung von Konflikten zwischen Piraten-Taxis (matatus) und lokalen Behörden im Distrikt von Bware, Arbeit mit der Jugend der Slums von Nairobi und der Einführung größerer, multi-ethnischer und interreligiöser Gemeindevertretung in der lokalen Führung von Mombasa.

Wir weisen darauf hin, daß Kenia zu den ärmsten Gesellschaften gehört, in denen CAPP arbeitet, in der Region der Großen Seen. Der versuchsweise und brüchige Ruck zur Demokratie im Dezember 2002 muß mit allen uns möglichen Mitteln unterstützt werden. Übers.: Heidi Schimpf

Quäker-Netzwerk für Verhinderung gewalttätiger Konflikte

Die Möglichkeit von Friedensarbeit in Situationen gewalttätiger Konflikte, im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Situation in der Demokr. Rep. Kongo

Von Bridget Butt

Bridget Butt arbeitet für den Quäker-Hilfsdienst in Norwegen als regionale Beraterin für das Friedens-Austauschprogramm in der Region der Großen Seen in Zentralafrika. Sie schrieb im Juni 2004 die folgenden Kommentare als Antwort auf eine Frage der norwegischen Regierung über die Möglichkeit, Friedensarbeit zu tun in Situationen gewalttätigen Konflikts im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Situation in der Dem.Rep.Kongo.

Nach meinem Besuch im Süd-Kivu, DRK, im Juni, bin ich, wie viele andere, äußerst beunruhigt über die gegenwärtige Situation, besonders in Bukavu, doch in der DRK insgesamt. Es gibt starke Anzeichen, daß Lenge’s kürzlicher Versuch eines Staatsstreichs im Zusammenhang steht mit der Nkunda-Rebellion durch Banyamulenge-Elemente der DRK im Osten, was alles nichts Gutes prophezeit für die Übergangsregierung und für den Friedensprozeß ganz allgemein.

Das ist jedoch keine neue Entwicklung in der DRK, sondern eine unglückliche Fortsetzung des status quo der vergangenen acht Jahre oder mehr und der Spannungen der vergangenen Monate zwischen einigen der Banyamulenge-Bevölkerung und anderen Kongolesen. In diesem Kontext hat CAPP gearbeitet, seit seinem Eingriff vor fünf Jahren. Tatsächlich haben erst während der letzten sechs Monate unsere Hauptpartner aus dem Süd-Kivu angefangen, in ihre ausgebrannten Heimstätten und Büros in Fizi zurückzukehren.

Und doch ist trotz allem bedeutende lokale Friedensarbeit geleistet worden. Anfang Juni sprach ich mit einer Unterstützungsgruppe von mehr als 40 Frauen, die zusammengekommen waren, um einander durch die gemeinsame Erfahrung, in ihrem kleinen Fizi-Dorf zu helfen Abeka durch Gruppen der Miliz geschändet worden zu sein. Mit Hilfe der lokalen CAPP-Komitees fahren sie fort, zu versuchen, die Konsequenzen dieser Jahre des Kampfes für sich und ihre Familien zu mildern. Der Bericht der kürzlichen externen Auswertung von CAPP beschreibt die 60 (und mehr) Friedenskomitees des Süd-Kivu als „dynamisch und klar in ihren Zielen und ihrer Methode... stolz auf ihre Leistungen eines friedlichen Aufbaus in ihren Gemeinden, ängstlich darauf bedacht, das Programm fortzusetzen und zu verbreiten... und sogar darauf vorbereitet, die Armee auf friedliche Weise zu übernehmen.“

Mit der Ausnahme einiger Zusammenstöße zwischen Mutumbuzi-Streitkräften (die jetzt in Bugarama/Ruanda stehen) und der regulären kongolesischen Armee, bei Kamanyola, nahe der ruandischen Grenze, scheint die Situation jetzt einigermaßen stabil zu sein. Wenn sich die Situation jedoch verschlechtert, werden die CAPP-Programme einfach auf das bloße Funktionieren zurückgehen, was leider ihre Norm war... in einem Zusammenhang zu arbeiten, in welchem selbst die persönliche Sicherheit gefährdet ist bei ihrer Arbeit, den Kontakt und die Dialoge über die Trennungen hinweg zu führen (ethnisch, regional, sozio-ökonomisch, religiös, über die Geschlechter hinweg etc.), und ein Bewußtsein hervorzurufen für die entscheidneden Fragen des Aufbaus von Frieden, Menschenrechten und Demokratisierung in der DRK.

Tatsächlich scheint des, daß diese Aktivitäten als besonders wichtig angesehen werden sollten, im Zusammenhang mit der gegenwärtigen Situation. Ich war beeindruckt von der Bedeutung von Mary Andersons und Lara Olsons Überlegungen über Friedenspraxis bei den CAPP-Bemühungen in der DRK. Das Büchlein: „Mit dem Krieg konfrontiert: kritische Lektionen für Friedenfachleute“ (“Confronting War: Critical Lessons for Peace Practitioners”) zeigt einen Weg zu „Gutes tun gegen Schlechtes stoppen“ in den meisten Friedenspraktivken. Anderson und Olson fühlen, daß dieser Weg korrigiert werden muß. Mehr Bemühungen müssen sich darauf richten, direkt einzugreifen in Situationen und Systemen der Gewalt an solchen Orten, wo „schlimme“ Dinge geschehen, entweder durch sich „dazwischen stellen“ oder durch Verteidigung. Die Unterstützung derjenigen Systeme/Strukturen innerhalb der Gesellschaft, die Menschen befähigen können, zusammen zu leben und ihre Probleme ohne Gewalt zu lösen, (Lokale Kapazitäten für den Frieden!) ist einer der erfolgreichsten Wege, in die Systeme einzubrechen, die Krieg und Ungerechtigkeit fortsetzen.

Anderson und Olson warnen, daß diejenigen, die daran interessiert sind, den Konflikt andauern zu lassen, extrem oft gewalttätige Taten unternehmen, um den Friedensprozeß zunichte zu machen. Dies ist sicher der Fall in der heutigen DRK. „Einen solchen Widerstand zu analysieren, wo er entsteht und geplant wird, und wie darauf zu regaieren ist, sind wichtige Schritte zum Frieden... das muß festgehalten werden.“(S.62) Jetzt, wo der Friede bedroht ist, ist es Zeit, daß Friedensprogramme aktive und gut aufgenommene Moral haben und analytische und materielle Unterstützung in der DRK erhalten.

Ein kürzlich aufgenommener Video-Film von CAPP-Projektteilnehmern im Süd-Kivu zeigt das Fußfassen junger Mai-Mai-Milizen, die ihren Kontakt mit CAPP Süd-Kivu-Friedenskomitees beschreiben, und ihre Trainingsprogramme und wie sie überzeugt werden, ihre Waffen niederzulegen und aus dem Wald herauszukommen. In dem Video fragen sie „Warum sollte ich kämpfen, wenn ich um einen Tisch herumsitzen und eine Lösung finden kann?“ An dem Tag, als Bukavu in die Hand der Truppen des Rebellenführers Laurent Nkunda fiel, im Juni 2004, sah ich ein Fußballspiel zwischen ehemaligen Mai-Mai-Rebellen und den zivilen Jugendlichen von Fizi an. Es war ein bemerkenswertes gemeinschaft-bildendes Ereignis, das einen langen Weg bedeutete bis diese „kannibalischen Wald-Bewohner“ in der lokalen Gemeinschaft als teilnehmende Mitglieder willkommen geheissen wurden und Beziehungen zueinander aufbauten.

Fizi wird manchmal als Geburtsort des gegenwärtigen kongolesischen Konflikts erwähnt. Es ist die Heimat der Banyamulenge und war das Gebiet, das am schlimmsten durch die Kriege und die dauernde Unsicherheit betroffen war. Bemerkenswert ist jedoch (was in den Medien nicht gezeigt wurde), daß die Banyamulenge von Fizi meistenteils die Führer der Rebellion von Juni 2004 in Bukavu nicht unterstützten, die im Namen der Banyamulenge in Bukavu eindrangen. Mit schüchterner Stimme verdammen sie die Gewalt und verlangen nach einer politischen Lösung der Kriese. (Das sind Gefühle, die kürzlich auch von Nord-Kivu-RCD-Politikern in Goma geäußert wurden.)

Örtliche Friedensaktivitäten in Fizi stärken und vermehren diese alternativen Stimmen und vermeiden dadurch die Eskalation ethnischer Gewalt gegen die Mitglieder dieser Gemeinde und eine allgemeine Eskalation des Vorurteils und der Furcht, die zu einem internationalen Konflikt zwischen der DRK und Ruanda zu führen droht.

Eine Erklärung, gemeinsam abgefaßt von den Banyamulenge-Kirchen und dem Nationalrat der Kirchen im Süd-Kivu, lobt die Aktionen der Mehrheit der Bürger von Bukavu, die Banyamulenge während der Gewalttaten von Juni 2004 in Bukavu beherbergt und beschützt haben, mit besonderen Hinweisen auf Einzelpersonen und Kirchen in der ganzen Stadt. Erklärungen dieser Art werden so schnell als möglich durch Netzwerke wie RIAPP, dem Innerkongolesischen Netzwerk für die Unterstützung des Friedensprozesses, verbreitet, das 2004 während einer von CAPP geförderten Nationalversammlung der kongolesischen Kirchen aus den meisten Provinzen des Landes gegründet wurde, mit Unterstützung der norwegischen Kirchenhilfe.

Das sind nur ein paar von den vielen Beispielen der CAPP-Erfahrungen der Teilnahme am lokalen Aufbau des Friedens in den Kivus. Trainings für den Aufbau von Frieden und Demokratie und Aktivitäten zur Bewußtseinsbildung werden immer wichtiger, je näher die nationalen Wahlen rücken!

Zum Schluß stellen wir fest, daß das CAPP-Programm am wichtigsten wird in Situationen wie die, die zur Zeit in der DRK vorherrscht. Wir sollten alles tun, was uns möglich ist, um die ständige Unterstützung für unsere Kollegen drüben zu gewährleisten, während der kommenden kritischen Monate und dem wichtigen Jahr, das vor uns liegt.

(Quäker-Dienst Norwegen, 2004, Übersetzung: Heidi Schimpf)

Zum Gedenken an Herbert Froehlich

Es war Anfang der Siebziger Jahre, als ich Herbert Froehlich auf den Graswurzel-Weihnachtstreffen kennenlernte. Herbert war mit der Gruppe Gewaltlose Aktion Freiburg gekommen, die später auf dem Atomkraftwerk-Bauplatz in Whyl dabei war, mit den lokalen Bauern Widerstand zu üben. Herbert zog dann immer wieder einfach seine Querflöte heraus und brachte Elemente in diese Treffen, die vorher nicht da waren. Denn das Hauptthema war bitterernst: die nächsten Schritte zur Herbeiführung der gewaltlosen Revolution zu beraten. Mit Herbert wurden die Diskussionen ernsthafter, realistischer – und humorvoller. Gewaltlosigkeit war keineswegs Utopie, sondern konkret erfahrbar. So trug Herbert die Entscheidungen mit, als wir eine Delegation zu einem Treffen gewaltloser Gruppen nach Medellin (Lateinamerika) entsandten und auch, als wir die Graswurzelwerkstatt gründeten, um mehr Professionalität und Verbindlichkeit in die Vorhaben zu bekommen. Dann, später in Köln, stand die Wohnung in der Königstraße für jedermann offen. Natürlich konnte man nicht erwarten, Herbert, den katholischen Zivildienstseelsorger, immer anzutreffen. Er hatte viele Verpflichtungen, doch er knüpfte gleich einem Menschenfischer an seinem Friedensnetzwerk, das dann später ganz selbstverständlich auch Pax Christi umspannte. Für Herbert war übrigens seine ganze Arbeit die Pax Christi, deren Zeuge er war.

Herbert Froehlich, langjähriger Geistlicher Beirat der deutschen Pax Christi-Bewegung ist am 30.3.05 nach langem Krebsleiden im Alter von nur 60 Jahren verstorben.

Josef und Mechthild Geue, langjährige Wegbegleiter von Herbert, schreiben zum Abschied: „Mit Herbert Froehlich haben wir einen lieben Freund verloren, mit dem wir in Köln einige Jahre eng und in den letzten Jahren meist in der Ferne verbunden waren. Von 1974 bis 1980 hat er in der Königstraße die "Arbeitsstelle der katholischen Seelsorge für Zivildienstleistende" geleitet, wo Josef mit ihm gemeinsam gearbeitet und gewohnt hat. Neben dieser Tätgigkeit war er als Subsidiar in Maria im Kapitol tätig und war impulsgebend für die Gründung der "Informationsstelle Friedensarbeit" in Köln,

Büro und Wohnung in der Königstraße waren in diesen Jahren ein Ort der Begegnung und Hoffnung. Viele Menschen fanden hier Raum zum Austausch und zur Gestaltung von Initiativen, welche dazu beitrugen, innerhalb der Kirche und aus ihrer Mitte heraus die Friedensbotschaft Jesu Christi lebendig werden zu lassen. In einigen Reaktionen der letzten Tage wurde uns noch einmal bewusst, wie bedeutend für viele - meist junge, wegsuchende Erwachsene - Herbert in dieser Zeit war und mit wieviel Dankbarkeit sie an ihn zurückdenken. Für einige war er der mitfühlende Begleiter, für andere geistiger Wegbereiter für manche eine wichtige Tür zur Kirche und für einige der letzte Halt in verzweifelten Situationen. Für alle schuf er ein Haus der Gastfreundschaft, in dem wir so manches Brot und so manchen Wein miteinander teilen konnten.

Voll Dankbarkeit denken wir an Herberts Kölner Zeit und an die Begegnungen in den Jahren danach zurück. Wir fühlen uns verbunden mit allen, die ihm nahe sind und um ihn trauern und vertrauen darauf, dass seine Freundschaft uns auch weiterhin begleitet und uns im persönlichen und politischen Leben hilft, Schritte zu Gerechtigkeit und Frieden zu suchen.“

Zum Gedenken an Johannes Paul II

Sollte hier wirklich ein Nachruf auf einen Papst stehen? Wurde nicht schon alles gesagt? Hat der Pazifismus Anlaß, sich über Päpste Gedanken zu machen? Gehört das Papsttum nicht zu den Institutionen, die im Laufe der Geschichte eher auf der anderen Seite standen – dort, wo die Kriege geführt wurden?

Genau deshalb verdient Johannes Paul II hier einen Nachruf. Nicht als Papst und Kirchenführer. Hier sollen nicht seine kirchlichen Entscheidungen bewertet werden oder seine Personalpolitik. Aus der Sicht des Pazifismus bemerkenswert ist sein Verständnis als Staatsmann des kleinen Kirchenstaates mit diplomatischen Vertretungen rund um die Welt. Hier soll auch nicht bewertet werden, ob das sinnvoll oder zeitgemäß ist. Das einzige, was interessiert, ist, was dieser verstorbene Papst Johannes Paul II daraus gemacht hat. Und dies ist gewiß bemerkenswert. Für diesen Papst hatte Frieden absolute Priorität. Dies gilt für fast keine sonstige Staatsspitze dieser Erde und auch nicht für viele seiner Vorgänger. Dies wird zwar in dem einen oder anderen Nachruf erwähnt, doch so, als sei dies selbstverständlich. Dabei sind seine Interventionen keineswegs selbstverständlich gewesen, weder vorher noch zu seiner Zeit noch heute. Schon kurz nach seiner Wahl zum Papst stiftete er Frieden zwischen Argentinien und Chile, Ende der siebziger Jahre. Später fand der Falklandkrieg auch durch seine Reisediplomatie nach Buenos Aires und London ein jähes Ende, die Militärjunta in Argentinien brach kurz später sogar zusammen. Sein Einfluß auf die Beendigung des Kalten Krieges wurde schon oft gewürdigt. Keineswegs selbstverständlich waren seine klare Gegnerschaft gegen die beiden Irakkriege. Und seine Dialoge mit den Weltreligionen standen auch unter dem Vorzeichen, daß er keinerlei religiös motivierte Kriege oder Unruhen dulden wollte. Bemerkenswert seine symbolisch wichtigen Beiträge zur Aussöhnung der Konfessionen. In jüngster Zeit wurden der Ostkirche Reliquien zurückgegeben, die die Venezianer schon im 13.Jahrhundert in Konstantinopel gestohlen hatten.

Im Keller seiner Kirche räumte Johannes Paul II gründlich auf, indem er Vergebung suchte für die Missetaten während der Eroberung Lateinamerikas, während der Kreuzzüge, während der Reformation, während der Kolonisation...

Ob das wirklich bei allen Kirchenmitgliedern angekommen ist?

Das wirklich erstaunliche ist gar nicht einmal, daß dieser Papst sich so verhalten hat. Eigentlich sollte man annehmen, daß es für den Inhaber eines solchen Amtes selbstverständlich wäre, in jeder Lage dem Frieden Priorität zu geben. Erstaunlich ist, daß dies nicht so ist, und daß sowohl manche seiner Vorgänger als auch die meisten sonstigen Staatsmänner dieser Erde, ganz anderen Einflüsterungen erliegen. In diesem Bereich hat also Johannes Paul II Zeichen gesetzt. Im Grunde hätte jedes Staatsoberhaupt, jede führende Persönlichkeit, hätten viele Außenminister eine Fülle an Möglichkeiten für den Frieden zu wirken, wenn dieser für sie nur irgendeine Priorität hätte. In gewissem Sinne hat inzwischen die katholische Gemeinschaft San Egidio daraus ein „Amt für Bürgerdiplomaten“ geschaffen und wirkt eher diskret, aber vorbildlich, an der Beilegung zahlreicher Konflikte mit. H.R.