Aus dem Tagebuch von Dialog International - Januar – Februar 2004

In diesem Tagebuch wird in lockerer Folge aus der alltäglichen Arbeit von Dialog International mit den Partnern im Kongo berichtet

Samstag, 28. Februar 2004

Heute früh mußte in Düsseldorf Schnee geschaufelt werden. Eine höchst ungewöhnliche Situation in der Großstadt. Endlich ein bißchen Winter. Die Welt sieht wie verzuckert aus.

Klimatisch kennt der Kongo keinen Winter. Die Tage und Nächte sind immer gleich lang und ein Blick auf die Temperaturen in Kinshasa zeigen jahraus jahrein 25 – 32 Grad Celsius. Der viel höher gelegene Kivu kennt auch schon mal recht kühle Nächte, wo ein Pullover oder eine warme Jacke gebraucht wird.

Von dort kamen diese Woche ganz beunruhigende Nachrichten. Ja, neue Ängste kommen auf, der Krieg würde zurückkehren. Was ist geschehen? Ganz knapp gesagt: Vor einigen Wochen fanden sich beim Gouverneur, der noch von der Rebellenbewegung RCD-Goma eingesetzt war, die jetzt in Kinshasa mitregiert, illegale Waffenlager. Kinshasa tauschte ihn aus und man war ganz froh, daß endlich auch im Kivu die Zentralregierung wieder durchgreifen konnte. Der alte Gouverneur wurde nach Kinshasa geschafft, wo man ihm den Prozeß machen wollte. Doch man hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht, wie man zu sagen pflegt. Gewisse Milizen probten den Aufstand und erreichten, daß Kinshasa den Ex-Gouverneur wieder rausrücken und zurück nach Bukavu fliegen lassen mußte. Es gab einige Schießereien und Tote. Die Bevölkerung hält angespannt die Luft an…

Von unseren Partnern kamen während der Unruhen aufgeregte Emailberichte. Zuletzt hörten wir gar nichts.

Heute kommt eine Nachricht von einem Freund. Er schreibt: „Derzeit machen wir die Erfahrung einer sehr schlechten politischen Periode, welche uns nicht mit Hoffnung für eine bessere Zukunft erfüllt. Aber wir lassen uns davon nicht ablenken, etwas Gutes für unsere Gemeinschaft zu tun. An diesem Wochenende soll in Uvira das nächste Seminar stattfinden. Unseren Familien geht’s gut. Mein Computer ist kürzlich abgestürzt und ich habe alle meine Daten und die Software verloren. Ich versuche, einen Techniker zu bekommen, für den es aber nicht einfach ist, weil ich Macintosh benutze…“

Ganz dramatische Nachrichten kamen aus Ciherano/Ngweshe, sehr abgelegen und schwer erreichbar, etwa 60 km von Bukavu entfernt. Die Nachrichten sind nicht ganz neu, kamen aber erst jetzt. Dort befinden sich noch Lager von verschiedenen Milizen. Und, wie unsere Partner schreiben, die „haben es sich wohlgehen lassen“, was für die Bevölkerung ein einziges Horror war. Sie mußten die Soldaten mit versorgen, waren vor Plünderung nicht sicher und vor allem leben jetzt in dem Ort Hunderte von vergewaltigten und geschändeten Frauen. Die total verarmte Bevölkerung dort bekommt das nicht geregelt, die Frauen wurden zu allem Unglück auch noch ausgestoßen. Sie waren teilweise auch körperlich mißhandelt worden und man weiß noch gar nicht, welche Krankheiten sie vielleicht eingefangen haben.

Aus dieser Gemeinde liegt uns ein Projektantrag vor, 260 solchen Frauen zu helfen, zunächst mit ärztlicher Versorgung, dann mit Hausrat – sie haben z.Z. nichts – und dann auch mit rotierenden Krediten. Wir bemühen uns, diesen Antrag so schnell wie möglich zu bearbeiten und wenn alles klappt, steht der gewünschte Zuschuß Mitte des Jahres zur Verfügung, im Juni also. Das ist „schnell“ bei uns. Wir haben ja keine großen Rücklagen für sowas und müssen immer auch bei anderen Geldgebern Zuschüsse beantragen. Für die notleidenden Frauen ist das sicherlich eine unendlich lange Zeit. Hier bestand kein Zweifel, daß unverzüglich geholfen werden muß.Und ein Vierteljahr ist bei uns „schnell“. Andere Projekte haben eine Vorlaufzeit von einem Jahr oder länger, wenn sie erstmal an der Reihe sind. Gestellt wurden die Anträge oft viel früher.

Inzwischen liegt uns auch der Jahresbericht vom Wiederaufforstungsprojekt in Luhwindja vor und daraus geht hervor, daß dies eine richtige Volksbewegung geworden ist. Allein über 3.000 Schulkinder waren im letzten Jahr für dieses Projekt immer wieder engagiert. Sie trugen die Pflänzchen von der Baumschule zu den Abhängen, die bepflanzt wurden, sie holten regelmäßig Wasser zum Begießen und sie lernten vor allem etwas über ihre Umwelt. Für diese Kinder ist dies zweifellos eine ganz wichtige Erfahrung. Im November hat man in Luhwindja den „Tag des Baumes“ gefeiert. Ein richtiges Volksfest mit einer politischen Podiumsdiskussion über Umweltfragen und einem Fußballspiel. Und außerdem eine Art Umzug durch den Ort mit ganz vielen jungen Pflanzen. Uns liegen dazu Photos mit begeisterten Menschen vor. Und gerade heute morgen kamen ein Dutzend neuer aktueller Photos mit der Post an. Darauf ist zu sehen, wie engagiert die Bevölkerung dabei ist, ihre Hügel wieder zu bepflanzen. Und wir sehen diese Hügel, Hunderte von Metern hoch – noch völlig kahl. Alles war einst einmal bewaldet. Dann sehen wir auf den Photos, wie die Kühe der Viehzüchter gegen Insekten behandelt werden, damit diese auf die schädlichen Buschfeuer verzichten. Dafür mußte letztes Jahr dieser Kompromiß ausgearbeitet werden und wir finanzieren die Insektenmittel. Und was beeindruckt auf den Photos am allermeisten? Fast alle Menschen sind barfuß unterwegs. Über Stock und Stein. Aber wo soll auch das Geld für Schuhe herkommen, in einer Gegend, wo Dialog International mit diesem Wiederaufforstungsprojekt der größte Arbeitgeber weit und breit ist, der auch wirklich einen Geldlohn auszahlt? Alle anderen leben von der sogenannten Subsistenzlandwirtschaft. Und wenn alles gut geht, werden die Baumschulen einst auch einmal kommerziell betrieben werden können, sodaß die Arbeitsplätze hoffentlich auch dauerhaft bestehen bleiben, wenn kein Geld mehr aus Deutschland kommt.

Und jetzt bereiten wir ein weiteres solches Projekt für Burhinyi vor. Man merkt schon, daß die Erfahrungen von Luhwindja in dem Antrag verarbeitet wurden. Ganz souverän wurde die Planung aufgestellt. In Burhinyi sollen mindestens 150.000 Bäume gepflanzt werden, jedes Jahr 50.000. Und noch viel intensiver als in Luhwindja soll die Bevölkerung ehrenamtlich mitwirken. Heute steht in Burhinyi fast kein einziger Baum mehr. Aber ungefähr 30.000 Menschen wohnen auf etwa 250 qkm…

Samstag, 21. Februar 2004

Das Büro war fast die ganze Woche geschlossen wegen verschiedener auswärtiger Termine. Am Montag mußte die Abrechnung der Solarkonferenz vom letzten Jahr persönlich bei der NRW-Stiftung und bei Inwent bzw. dem BMZ als Geldgeber in Bonn abgegeben und „verteidigt“ werden. Damit beginnt ein umfangreiches Prüfungsverfahren der Geldgeber über die immerhin beträchtlichen Geldmittel, die uns für die Durchführung der Konferenz zur Verfügung gestellt wurden. Die Ausgaben waren über 10 % geringer als im Finanzplan vorgesehen, was einerseits auf sparsames Wirtschaften, andererseits auf unvorhergesehene Ausfälle zurückzuführen ist. Allerdings gibt’s im Haushaltsrecht des Bundes tatsächlich Bestimmungen, die sparsames Verhalten bestrafen. Möglicherweise wären wir besser gefahren, wenn wir das Geld mit beiden Händen rausgeworfen hätten. Aber entschieden ist noch nichts. Nur: etwas wunderlich scheint die Behördenwelt schon zu sein.

Dienstag hatte das „Ökumenische Netz Zentralafrika“, das ist die Lobbystelle Kongo in Berlin, die von den großen Werken Misereor, Brot für die Welt, Vereinigte Evang. Mission usw. eingerichtet wurde, zu einer Tagung nach Wuppertal eingeladen, wo’s um die „Möglichkeiten und Grenzen der zivilgesellschaftlichen Beteiligung“ bei der geplanten Großen Seenkonferenz für Zentralafrika ging. Referenten waren Dominic Johnson von der taz und Eric Laan von einem holländischen Ruanda Monitoring Projekt. Dominic Johnson, wie immer gut informiert, berichtete über den Stand der Vorbereitungen für diese internationale Regierungskonferenz und für den Übergang im Kongo. Zum letzteren stellte er fest, daß der Zeitplan sehr eng sei und gewaltige Gesetzeswerke in wenigen Monaten im Kongo nötig seien, um die Planungen zu erfüllen. Dies sei wenig realistisch. Wahrscheinlich müßten Prioritäten gesetzt werden. So ganz nebenbei erzählte ein BMZ-Vertreter beim Kaffee, daß die deutsche Regierung aus diesen Gründen sich nicht für eine nennenswerte Beteiligung der Zivilgesellschaft einsetzen werde, sonst werde der Zeitplan erst recht nicht eingehalten. In späteren Diskussionen wurde dies mit großer Besorgnis registiert, weil der gesamte Demokratisierungs- und Übergangsprozeß im Kongo doch sehr wesentlich von der Zivilgesellschaft mitgetragen wurde.

Der Holländer Eric Laan stellte ein „Monitoring-Projekt“ vor, welches durch Regierungsvereinbarungen zwischen der ruandischen und holländischen Regierung eingerichtet worden war und vielleicht auch Vorbild für ein ähnliches Projekt im Kongo sein könnte. Im Prinzip hat Holland ein Büro in Kigali, welches alle möglichen Informationen sammelt, analysiert und nach Holland berichtet. Dort fließt dies u.a. in die Regierungs- und parlamentarische Arbeit ein. Als sich herausstellte, daß die Wahlen nur begrenzt demokratisch sein würden, hat Holland das Projekt abgebrochen.

Bei Treffen des ÖNZ kommen immer auch für den Kongo zuständige Mitarbeiter aus allen möglichen Organisationen zusammen und können sich austauschen. Leider ist dies aber erst ein kleiner Anfang einer Vernetzung von Kongogruppen.

Mittwoch schließlich reisten wir nach Loccum, wo das Thema „Solarenergie und Schulen“ auf dem Programm stand, welches wir – allerdings ganz anders – auch in NRW voranbringen wollen. In Loccum war die große Überraschung, daß der größte Saal der Evangelischen Akademie völlig überfüllt war mit mindestens 130 Teilnehmern, fast nur Lehrer aus Niedersachsen. Ein unglaubliches Interesse für ein Thema, welches anderswo noch nicht einmal Thema ist. Während der Tagung stellte sich heraus, daß in Niedersachsen schon seit Jahren in vielen Schulen Solarenergie intensiv in den Schulunterricht eingebaut wird und auch schon viele hochinteressante Projekte gelaufen sind. Leider wurde bei der Tagung der Bereich der Eine-Welt-Arbeit in diesem Zusammenhang ausgeblendet, obwohl in Norddeutschland auch dazu bereits viele Schulen Partnerschaften eingegangen sind.

Dennoch waren die Detailberichte hochinteressant und als Fazit läßt sich zweifellos sagen, daß mit Solarenergie im Unterricht sich Schüler begeistern lassen können.

In einer politisch orientierten Podiumsdiskussion sprach auch ein Vertreter des niedersächsischen Umweltministeriums, der in völliger Verkennung der Situation der Solarenergie in den nächsten Jahrzehnten fast keine Chance gab, umso mehr den fossilen Energien. Man kann sich vorstellen, welchen Sturm der Entrüstung er erntete. Allerdings wäre diese Podiumsdiskussion ohne dieses „enfant terrible“ wahrscheinlich etwas langweiliger gewesen. Immerhin hat er die Position bis zum Schluß durchgehalten und wir sind fast froh, daß er nicht mit Schimpf und Schande aus der Akademie verjagt wurde.

Die Lehrer zerbrechen sich ihren Kopf über ganz praktische Angelegenheiten. Zum Beispiel untersuchen sie mit ihren Schülern den Energieverbrauch ihrer Schulen und viele haben herausgefunden, daß dieser mit einfachen Mitteln um die Hälfte zu reduzieren ist. Inzwischen können viele Schulen in Niedersachsen selbständig über ihren Haushalt verfügen, sodaß solche Einsparungen dann auch der Schule zugute kommen. Dies sind oft Beträge im Bereich von 100-200.000 Euro. Lustig war noch die Mitteilung einer Lehrerin, die auf irgendeiner Fortbildung mit Mitarbeitern des Umweltministeriums in Hannover zusammensaß, wo herauskam, daß das Gebäude des Ministeriums außerordentlich verschwenderisch mit Energie umgehe. Sie hatte die Lacher auf ihrer Seite als der Vertreter des Ministeriums erklärte, das Gebäude stehe schließlich unter Denkmalschutz. Lapidarer Zwischenruf: Das heiße aber nicht „Denkschutz“.

Kein Zweifel besteht, daß Solarenergie eine Zukunftstechnik ist mit beträchtlichen dezentralen Arbeitsplatzzuwächsen und in Loccum wurde ein Paradigmenwechsel eingefordert. Und genau dies war auch das Ergebnis unserer Konferenz „Solarenergie für Afrika“ im September letzten Jahres (siehe www.solarenergie-fuer-afrika.de). Auch Afrika braucht diesen Paradigmenwechsel und dann ist Solarenergie eine Hoffnung für den Kontinent.

Aus Bukavu kamen natürlich in der Zwischenzeit auch Nachrichten und Berichte. Insbesondere kam der Jahresbericht für das Wiederaufforstungsprojekt, den Heidi diese Woche bereits übersetzt hat. Wir werden den Text demnächst veröffentlichen. Dann kam die Mitteilung, daß eine umfangreiche Büchersendung von uns angekommen war. Dies ist nicht selbstverständlich. DieseBücher vom Internationalen Komitee vom Roten Kreuz hatten das humanitäre Völkerrecht zum Thema. Sie sollen am 8. März verteilt werden, wenn am Internationalen Tag der Frau ein „Tag der offenen Tür“ veranstaltet wird mit den „juristischen Beratern“, die letztes Jahr ausgebildet wurden. Sie sollen jeweils in ihrer Region ein Koordinierungsbüro eröffnen, insgesamt sechs und dort werden diese Bücher gute Dienste leisten.

Wir hatten außerdem die Anfrage von einer Stiftung, ob auch ein kleines Kindersoldatenprojekt möglich ist. Jetzt kam die Rückmeldung aus Bukavu mit einer Idee: Demobilisierte Kindersoldaten sollen in einer Art Arbeitsbeschaffungsprogramm mithelfen, Straßen auszubessern – sicher eine sehr wichtige Aufgabe im Kongo – und Schulgebäude restaurieren, ausbessern. Parallel würden sie natürlich auch Möglichkeiten haben ihre Traumas zu bearbeiten. Doch wesentlich an diesem Projekt ist, daß sie etwas für die Gemeinschaft tun und somit etwas guttun können für die Untaten, die sie als Soldaten begehen mußten.

Im Rheinland ist jetzt Karneval, rundrum wird alles jeck. Dies ist immer eine besondere Zeit. Gestern spannten die Kinder Seile über die Straßen und forderten ihren „Narrenzoll“. Eigentlich ist es auch eine schöne Zeit, weil die anonyme Großstadt ein menschliches Gesicht bekommt. Unbekannte Menschen reden miteinander, scherzen oder grüßen sich. Warum dazu die Faschingszeit nötig ist, verstehe ich zwar nicht, aber zumindest dies ist begrüßenswert.

Donnerstag, 12. Februar 2004

Stellen Sie sich vor, Sie geben eine Pressekonferenz und keiner geht hin.

Eigentlich eine ganz alltägliche Situation. Was will die Presse auch über Sie schreiben?

Ein bißchen so war heute die „Pressekonferenz der demokratischen Opposition der Demokratischen Republik Kongo zum Deutschland-Besuch Präsident Kabilas“ – so der offizielle Titel. Nun, ganz alleine waren die fünf offiziellen Vertreter – drei Deutsche und zwei Kongolesen von zwei Parteien nicht ganz. Immerhin kamen zwei weitere Leute in den Saal des „Börsenhotels“ in der Innenstadt von Düsseldorf, in den mindestens 40 Leute passen und der auch für so viele mit Pressemappe und Getränke präpariert war.

Im Grunde war die Botschaft der Initiatoren klar und unterstützenswert: Kabila ist nicht demokratisch gewählt und sollte somit auch nicht von einer Demokratie empfangen werden. Die demokratische Opposition wird unterdrückt. Eine demokratische Vision für den Kongo liegt seit der Nationalkonferenz vor, kam aber nicht zum Zuge, auch wegen falscher Prioritäten der Industrieländer.

Nur hätte man das auch so ähnlich sagen müssen. Stattdessen furchtbar viel Verpackung und Halbinformationen, weil man ja nicht den Informationsstand der Anwesenden kannte. An vielem seien die Amerikaner schuld, die Franzosen hätten nicht viel Einfluß, Kabila sei ein Lügner und so ging das fort. Was hätte die Presse davon schreiben sollen?

Das kongolesische Problem war manifest. Ich sage das immer wieder: Kongolesen sind perfekte Formalisten. Alle hübsch in Krawatte und staatsmännischer Pose. Jeder ein Präsident oder Vorsitzender und bei der Frage, wieviel Mitglieder daheim denn die Partei habe, brach die Welt zusammen. Anstatt klar und deutlich zu sagen, daß man dies ob der Umstände überhaupt nicht feststellen könne, ja, die Parteien können nur sehr sehr eingeschränkt überhaupt tätig sein. Wie denn unter solch desolaten Zuständen Mitglieder zählen oder gar werben? Immerhin kam rüber, daß Tshisekedis UDPS nicht gerade zu den unbedeutendsten Parteien gehört.

Mußte heute eine Pressekonferenz zum Kabilabesuch sein? Das prominente Aushängeschild war gar nicht erschienen. Der Erzbischof Kutino Fernando von „Sauvons le Congo“ – was auch immer das sein mag. Er habe einen Fernsehsender, der im Moment aber verboten sei. Seine Eminenz war in Brüssel geblieben, weil derzeit Kabila noch dort weilt und seine Anwesenheit vielleicht etwas wirkungsvoller war als sie in Düsseldorf gewesen wäre.

Die Organisatoren hatten eine richtige Fleißarbeit hinter sich und viel Geld reingesteckt. Was wird solch ein Hotelsaal für 2 Stunden wohl kosten? Doch Kabila war letztes Wochenende in Deutschland gewesen, leider nicht in Düsseldorf und im Gegensatz zu den Behauptungen offenbar durchaus enttäuscht von den Ergebnissen seiner Begegnung mit der Bundesregierung.

Natürlich haben demokratische Parteien des Kongo das Recht und die Pflicht, gegen solch einen Besuch zu protestieren. Aber ob eine feierliche Pressekonferenz die geeignete Form ist?

Mittwoch, 11. Februar 2004

Dialog International ist schon seit vielen Jahren Mitglied im Eine-Welt-Forum Düsseldorf. Im Prinzip arbeiten wir überregional, doch denken wir, daß am Sitz der Geschäftsstelle auch ein Kontakt mit anderen lokalen Eine-Welt-Initiativen sinnvoll ist. So wirken wir seit vielen Jahren im Herbst in Düsseldorf bei den Eine-Welt-Tagen mit, bringen den Kongotag dort ein, Ausstellungen, Filmabende oder Lesungen. Das Eine-Welt-Forum versteht sich vor allem als Lobbystelle gegenüber kommunalen und Landesbehörden. In diesem Jahr sind in NRW Kommunalwahlen. Was liegt näher als reihum Kommunalpolitiker zu ihrer Perspektive „global denken – lokal handeln“ und ihrer Eine-Welt-Politik zu befragen. Heute war der 1. Vorsitzende des SPD-Unterbezirks Düsseldorf zu Gast, der ausnahmsweise kein Mandatsträger ist, sondern mehr die Parteifaktionen von unten zusammenhält. So nebenbei wurde gemunkelt, daß sein Parteibüro derzeit stoßweise Austrittserklärungen bearbeiten müsse, so sehr stößt die Bundespolitik auf Ablehnung und Unverständnis.

Doch dies war nicht unser Thema, sondern die Frage, wie entwicklungspolitische Themen auf lokaler Ebene (wieder) Parteianliegen werden könnten. Man erinnerte sich, daß noch vor wenigen Jahren lokale Parteikongresse zur „Agenda21“ stattfanden, also zu Nord-Süd-Kooperationen. Heute stehen offenbar überall wirtschaftspolitische Themen im Vordergrund.

Doch in der Diskussion wurde nachhaltig darauf hingewiesen, daß dies nicht überall ist, jedenfalls nicht so. Es gebe durchaus Bereiche, wo sich Jugend für Eine-Welt-Themen intensiv engagiere, etwa in den Gruppen von attac. Vielleicht treffe die SPD nicht unbedingt das, was viele jungen Menschen bewege. Die Botschaft des Vorsitzenden war die, daß gerade jetzt im Vorwahlkampf Forderungen an die Parteien gestellt werden müßten. Damit müsse man sich auseinandersetzen. Wir könnten nicht warten, daß eine Partei von sich aus allzuviele Themen aufgreife. Er empfahl dem Eine-Welt-Forum „Wahlprüfsteine“ zu entwickeln und mit den Kandidaten darüber zu diskutieren. Die sehr lebhafte Diskussion brachte noch eine Fülle von Vorschlägen oder Beiträgen, wie Eine-Welt-Gruppen Lobbyarbeit betreiben könnten.

Nur am Rande kam der Gedanke zur Sprache, daß viele ausländische Mitbürger, besonders jene, die hier aus Afrika im Exil leben, auch parteipolitisch organisiert sind, und daß vielleicht mit ihnen ein Dialog geführt werden müßte, ja, daß deutsche demokratische Parteien vielleicht auch auf lokaler Ebene eine Aufgabe hätten, solchen ausländischen Parteimitgliedern Partner zu sein. Natürlich bringt das keine Wählerstimmen hierzulande, aber vielleicht Freunde, denn wenn hier demokratische Solidarität geübt wird, dürfte dies zweifellos ein Leben lang in Erinnerung bleiben bei denen, die solche Solidarität erlebt haben. Der ehemalige, inzwischen leider verstorbene, Vorsitzende von Dialog International, Prof. Mbaya war eine zeitlang auch Vorsitzender einer kongolesischen Partei im Exil. Wie groß waren seine Schwierigkeiten, die Parteiarbeit zu organisieren! Er fand bei hiesigen demokratischen Parteien fast keine Unterstützung, selbst dort, wo die Parteiprogramme Berührungspunkte hatten. Dies ist keine Thema der Vergangenheit. Morgen, am 12.2. findet hier in Düsseldorf eine Pressekonferenz von kongolesischen Parteien zum Deutschland-Besuch von Präsident Kabila statt. Dies ist eine überregionale Initiative. Immerhin haben sich mehrere kongolesische Parteien, darunter die UDPS, zusammengetan, um etwas zum Demokratieproblem in der Demokratischen Republik Kongo zu sagen. Unter welchem Dach müssen sie das tun? Unter dem Dach einer äußerst marginalen ökologischen Partei. Dabei ist lobenswert, daß sich diese Partei überhaupt dafür engagiert. Aber dies zeigt exemplarisch die Situation von afrikanischen Exil-Parteien in Deutschland, vielleicht auch in Europa. Bei den etablierten Parteien ist Solidarität auf dieser Ebene offenbar noch ein Fremdwort. Gleichzeitig empfangen aber die Parteioberen in der Regierung Staatsvertreter aus afrikanischen Ländern, die keineswegs aus demokratischen Wahlen hervorgegangen sind. Natürlich, die Staatsraison wünscht dies. Aber könnten wir nicht sehr viel mehr zur Demokratisierung auch in Afrika beitragen, wenn wir den dortigen demokratischen Parteien helfen würden, sich zu artikulieren, sich in demokratischen Strukturen zu üben und sie auf eine politische Arbeit in ihrer Heimat vorzubereiten? Ihre Vertreter leben mitten unter uns.

Eigentlich ist völlig unverständlich, daß solche Fragen aus dem politischen Diskurs hierzulande ausgeblendet werden.

Und noch etwas ist exemplarisch: Die Pressekonferenz, von der ich vorhin sprach, soll in einem Hotel in der Düsseldorfer Innenstadt stattfinden. In einem Hotel. Die machen das gewiß nicht umsonst. Ich erinnere mich, daß Prof. Mbaya einst auch in Frankreich eine Pressekonferenz seiner Partei in einem Hotel in Metz stattfinden ließ, was nicht billig war und was er aus eigener Tasche bezahlen mußte, denn die Partei war mausarm. Ich konnte das seinerzeit gar nicht verstehen, bis ich begriff, daß zwischen der „afrikanischen Welt“ in Europa und der etablierten europäischen Welt in Realität eine Apartheid besteht. Natürlich habe ich später auch die andere Seite gehört. Es gebe so viele afrikanische Parteien und man könne nicht jede unterstützen. Nun gut, man hat keine 5-%-Klausel. Aber wo bleibt die Solidarität der Demokraten? Welche unterstützt man denn? Die reale Alternative scheint zu sein: überhaupt keine. Und dann wundert man sich, daß Afrika demokratisch nicht auf die Beine kommt.

Der geneigte Leser möge solche Ausschweifungen verzeihen. Jedenfalls gab’s bei diesem Treffen der Eine-Welt-Gruppen heute abend noch ein anderes Thema, welches Beachtung verdient. Nach dem Erfolg von 2003 in Rheinland-Pfalz soll nun in diesem Jahr auch in NRW eine „Aktion Tagwerk“ stattfinden. Dahinter verbirgt sich der Gedanke, daß Schüler konkret am 15.7.04 einen Tag lang keinen Unterricht haben, sondern für Geld irgendwo arbeiten, in einer Firma, bei der Oma aufräumen, Möbel schleppen oder was auch immer und das verdiente Geld für ein Entwicklungsprojekt im Süden spenden. Letztes Jahr in Rheinland-Pfalz soll’s Schulleitungen gehabt haben, die diesem Projekt ganz ablehnend gegenüberstanden und trotzdem mitmachen mußten, weil der Druck der Schüler für das Projekt so stark gewesen sein soll. Von anderthalbtausend Schulen in Rheinland-Pfalz hatten immerhin ungefähr 270 bei der Aktion mitgemacht und über eine halbe Million Euro für Projekte im rheinland-pfälzischen Partnerland Ruanda gesammelt. In diesem Jahr machen also NRW und übrigens auch Brandenburg mit. Weitere Informationen finden sich auf der Website www.aktion-tagwerk.de

"Times New Roman";>Dienstag, 10. Februar 2004

Heute waren einige von uns bei der Friedrich-Ebert-Stiftung in Bonn, die mit Pax Christi zu einer Konsultation eingeladen hatten zum Thema „Versöhnung in Europa und Afrika“. Hintergrund war die Überlegung, daß man prüfen wollte, ob Versöhnungserfahrungen in Europa nach dem 2. Weltkrieg irgendwie auch von Nutzen für die afrikanischen Notwendigkeiten sein könnten. Deshalb sprachen heute Referenten über die deutsche Versöhnung mit Frankreich, Polen und Israel, über entsprechende Probleme auf dem Balkan usw. Und afrikanische Teilnehmer versuchten die Beziehung zur Situation ihres Heimatkontinents herzustellen, was nun doch nicht immer einfach war. Eigentlich war interessant zu hören, daß im Prinzip Afrika auch eine ganze Menge Versöhnungserfahrungen hat. Ob Afrika somit seine Probleme alleine lösen könnte, wenn man die Afrikaner nur in Ruhe ließe? Nun, so weit wollten die afrikanischen Teilnehmer nicht gehen. Aus den Industrieländern müßten schon Hilfen kommen und zwar deswegen, weil die unheilvollen Einmischungen ja meist auch aus diesen Ländern kämen: Afrika habe keine Waffenfabriken. Die wertvollen Rohstoffe etwa des Kongo würden dort weder benötigt noch verarbeitet…

Eindrücklich war der Bericht eines Ruanders, der mit einer Gruppe Auschwitz besucht hatte und dort permanent sich an die Situation seiner Heimat erinnert gefühlt hatte. Viel Aufmerksamkeit fand auch der Zeitfaktor: die deutsch-französische Versöhnung geschah nicht von heute auf morgen, sondern war ein Werk von Jahrzehnten, was am Beispiel der Städtepartnerschaften sehr schön gezeigt werden konnte: in den fünfziger Jahren erst eine Handvoll, in den sechziger Jahren immerhin einige Dutzend und dann plötzlich hunderte und inzwischen weit über tausend Partnerschaften.

Die Veranstaltung war ein Experiment, Ende offen. Für die nächsten Schritte wurden viele Vorschläge gemacht, darunter auch der, nun vor allem einmal Afrikaner unter sich diese Fragen beraten zu lassen. Auch die Afrikaner in der Diaspora, also hier in Deutschland, haben nicht oft Gelegenheit über die Kreise ihrer Landsleute hinaus mit Afrikanern aus anderen Ländern zu sprechen. Bei solch einem Thema wäre das aber bereichernd. Somit könnten Deutsche solche Begegnungen fördern, was bei ganz konkreten Problemen auch schon geschehen ist, für Ruanda etwa mit dem Detmolder Schuldbekenntnis von Hutus, Tutsis und Europäern.

Die Friedrich-Ebert-Stiftung will die Ergebnisse der Konsultation in einer Broschüre zur Verfügung  stellen.

Aus Bukavu kam die Nachricht, daß eine größere Büchersendung per Post angekommen ist. Für den Kongo ist sowas nun wirklich nicht selbstverständlich. Wir hatten die Bücher in einen Postsack gepackt und Anfang Dezember losgeschickt. Selbst die freundliche Postbeamtin hat mich später mehrmals gefragt, ob’s denn nun angekommen sei. Übrigens waren dies Bücher in französischer Sprache, die uns das Internationale Rote Kreuz zur Verfügung gestellt hatte zum Thema humanitäres Völkerrecht, welches zu kennen im Osten des Kongo durchaus von Wert ist. Die Bücher sollen den juristischen Beratern zur Verfügung gestellt werden, die ausgebildet wurden. Übrigens ist eine Fortsetzung dieser Ausbildung, über die wir vor einigen Tagen etwas mehr berichtet hatten, vorgesehen.

Montag, 9. Februar 2004

Schon am Samstag gab’s ein Treffen mit Günter Haverkamp von der Aktion Friedensband und Sonntag ließ sich eine Kindergruppe für Dialog International zum „Red Hand Day“ gegen Kindersoldaten am 12.2.03 ablichten. Nicht die rote Karte sondern die „rote Hand“ wird gegen Kindersoldaten erhoben. Alles weitere auf der Website www.friedensband.de. Dialog International ist demnächst als Mitträger der Kampagne dabei. Wenn zu für uns wichtigen Themen eine Vernetzung geschieht, können wir nicht abseits stehen. Das „Friedensband“ vernetzt im Februar gegen Kindersoldaten und im April gegen Waldzerstörung. Zwei Themen, für die wir Projekte entwickeln: Die Wiederaufforstung in Luhwindja läuft bereits und in der Nachbargemeinde Burhinyi werden demnächst ebenfalls Bäume gepflanzt. Gerade heute konnte ich mit einem Sponsor für Burhinyi sprechen, sodaß dieses Projekt bereits finanziell eine gewisse Grundlage hat. Jetzt müssen „nur“ noch die Zuschüsse beantragt werden, damit aus den paar Bäumen, die wir bisher finanzieren können auch ein richtiger Wald wird.

Doch sehr viel mehr ist in Vorbereitung: Im Bonner Ratssaal dürfen wir am 21.5. zum Thema Solarenergie für Afrika diskutieren – gerade rechtzeitig vor der Regierungskonferenz RENEWABLES 2004.Gleichzeitig dürfen wir ganz zentral am Bonner Marktplatz eine Ausstellung zum Thema zeigen.

Innocent unser Fachberater für das Wiederaufforstungsprojekt, ein Biologe, schickte heute aus dem Kivu ganz viele Photos von unserem Wiederaufforstungsprojekt. Leider war die Qualität einiger der Photos nicht ausreichend, weil er im Internet-Café diese aufbereiten mußte, was zumindest sehr umständlich ist. Aber dann schrieb er auch etwas sehr beeindruckendes: Er arbeitet mit Pygmäen zusammen in einem Nationalpark. Pygmäen sind sozusagen die Urbevölkerung des Regenwaldes, die traditionell durch den Urwald wandern und sich von Jagen und Sammeln ernähren, während die „seßhafte“ Bevölkerung von den Bantustämmen, das Land „genommen“ hatte für Ackerbau und Viehzucht. Doch heutzutage werden auch die Pygmäen nicht mehr in Ruhe gelassen und vor allem können sie sich nicht mehr vor den Einflüssen der sogenannten „Zivilisation“ verbergen. Und da sehen sie plötzlich ganz arm und erbärmlich aus. Und genau davon schreibt Innocent. Wir wissen, daß diese Menschen in ihrer traditionellen Lebensweise ganz unendlich reich sind oder waren, aber sie hatten kein Geld, keine Daseinsvorsorge, kein Dach über dem Kopf, keinen Besitz… Dafür lebten sie in Harmonie mit den Tieren des Waldes, den Vögeln, den Pflanzen. Sie wußten um die Heilkräfte der Natur und lebten, nun ja, im Regenwald wie ein „Fisch im Wasser“, wenn dies Bild hier mal gestattet sein möge.

Doch inzwischen wird auch der Regenwald „erobert“, die Ruhe ist dahin, Kindersoldaten, Milizen, Gold- und Diamantensucher und alles mögliche Volk treibt sich im Regenwald herum, nicht zuletzt Baumfäller. Die natürliche Umgebung der Pygmäen ist zerstört.

So.

Die „Zivilisation“ ist da.

Und diese unendlich reichen Menschen sind plötzlich bitterarm und Innocent möchte mit ihnen ein Projekt machen, genauer: mit den Kindern, damit diese wenigstens ein Minimum an Ausbildung bekommen. Und er hofft, daß wir ihm dabei helfen können. Innocent ist ein Fan der Naturheilkunde. Wir müssen uns also keine Sorgen machen, daß er Naturwissenschaft, Technik und allen Schnickschnack der modernen Zivilisation in den Regenwald schafft, damit die Kinder ausgebildet werden.Warten wir mal ab, welche Vorschläge er uns schickt.

Nun dürfen wir natürlich nicht ein Thema „vergessen“, welches in den deutschen Medien kaum vorkam: Josef Kabila was here. Der Präsident des Kongos hat am Freitag Berlin besucht und hatte außerordentlich viel Pech, weil sein Gesprächspartner, Bundeskanzler Gerhard Schröder, von seinem Verzicht auf den Parteivorsitz total beansprucht war, was entsprechend auch in den Mittelpunkt der Medienberichte kam. Daß der junge Kabila Berliner Luft geschnuppert hat, war gerade mal für drei, vier Zeitungen ein (kurzes) Thema. Nun kann man natürlich mit der kongolesischen Opposition der Meinung sein, daß Kabila ohnehin nicht ernst zu nehmen ist, weil er erstens kein demokratisch gewählter Präsident und zweitens durch „Erbfolge“ in sein Präsidentenamt geraten ist. Trotzdem kann ihm, der aus dem Militär kam, keineswegs eine kriegerische Haltung vorgeworfen werden. Alle Friedensbemühungen im Kongo hat er immerhin unterstützt und wenn auch wichtige oppositionelle Kräfte derzeit nicht an der (Übergangs-)Regierung beteiligt sind, so immerhin alle Kriegsparteien – und das will schon etwas heissen.

Kabila war also in Berlin und die „rote Heidi“ (Wieczorek-Zeul) hat ihm kräftig ins Gewissen geredet.In einer Agenturmeldung hört sich das so an: Originalton Wieczorek-Zeul:

"Die internationale Gemeinschaft unterstützt die kongolesische Regierung dabei, die Lage im Osten der Demokratischen Republik Kongo endlich in den Griff zu kriegen, die Wiedervereinigung des Landes voranzutreiben und damit den Friedensprozess unumkehrbar zu machen", sagte die Ministerin.

In diesem Zusammenhang sei insbesondere die Armeereform von besonderer Bedeutung, zeigte sich die Entwicklungsministerin überzeugt. Wieczorek-Zeul begrüßte die Fortschritte des Friedensprozesses. Deutschland unterstütze die dringend notwendigen Demobilisierungsprogramme der Weltbank. Vor allem sei die Unterstützung bei der Wiedereinbeziehung von Kindersoldaten in die zivile Gesellschaft wichtig.

Besonders verwies Wieczorek-Zeul auf die anhaltende Instabilität im Osten des Landes. Dort komme es immer wieder zu Massakern an der Zivilbevölkerung und zu Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Die Täter müssten entschlossen verfolgt werden.

Sie erinnerte den Präsidenten ebenfalls daran, dass ein verantwortungsvoller Abbau und Verwendung der enormen Bodenschätze seines Landes gewinnbringend für die notleidende kongolesische Bevölkerung eingesetzt werden müssten. Die DR Kongo gilt als eines der ärmsten Länder in Afrika, mit einem Pro-Kopf-Einkommen von weniger als 100 US-Dollar pro Jahr.

Seit der Regierungsübernahme Joseph Kabilas hat die Bundesregierung im Rahmen der bilateralen Entwicklungszusammenarbeit vor allem bei der Armutsbekämpfung, beim Kampf gegen HIV/Aids, bei der Unterstützung von Basisgruppen und Kleinstunternehmen und beim Ressourcenschutz geholfen.

Was der kongolesische Josef darauf entgegnet hat, wurde leider nicht gemeldet.

Kabila ist inzwischen nach Belgien weitergereist, bzw. dürfte heute schon wieder in Kinshasa der tropischen Sonne und dem tropischen Regen ausgesetzt sein, letzterem wohl weniger.

Für Dialog International ist heute der PRESSESPIEGEL KONGO/KINSHASA Nr.124 erschienen für den Januar, genau vom 7.1.-6.2.04. Darin findet sich ausführlich das relativ berühmte Interview von Joseph Kabila mit Colette Braeckman von LE SOIR in Brüssel bzw. die Diskussion darüber in den kongolesischen Zeitungen. Der Pressespiegel bringt monatlich die wichtigsten Kongoartikel europäischer und amerikanischer und einige Artikel kongolesischer Zeitungen. Probehefte können bei Dialog International für 2,50 Euro angefordert werden. Das Abonnement ist zum Selbstkostenpreis von 30 Euro für 12 Ausgaben (Inland) und 42 Euro (Ausland) zu haben.

Freitag, 6. Februar 2004

Im letzten Tagebuch zitierten wir aus dem Bericht über die Seminare für die juristischen Berater, der an eine internationale Organisation ging. Die erste Reaktion von dort kam unverzüglich: „Lesen Sie den beigefügten Aktionsbericht. Die Arbeit verdient unbedingt unterstützt zu werden. Kann sie jemand in bestehende Aktivitäten integrieren?“ Natürlich wäre für unsere Partner eine große Hilfe, wenn eine dieser internationalen Organisationen, die in der Region tätig sind, sich sozusagen als „Schutzmacht“ materiell und ideell für diese Arbeit hergeben würde...

„bengo“ ist eine Beratungsstelle für NRO’s in Bonn (www.paritaet.org/bengo), die mehrmals im Jahr einen Rundbrief herausgibt mit Terminen, Hinweisen zu Richtlinien usw. Und manchmal auch ganz nützliche Hinweise. Im Februarrundbrief z.B. dieser Hinweis:

Aktion Weißes Friedensband

JournalistInnen haben sich informell zur Aktion Weißes Friedensband zusammen geschlossen, um Eine-Welt-Themen stärker in Medien und Schulen zu verankern. Die JournalistInnen wollen ihre Kompetenz mit der Sachkompetenz von Organisationen aus der Entwicklungszusammenarbeit verknüpfen, um die Themen qualifiziert und nachhaltig zu bearbeiten.

Den Schulen wird mit der Möglichkeit zu weltweiter Recherche ein journalistisches Projekt angeboten, für die Medien sollen durch Aktionen Bilder entstehen, die Aufmerksamkeit erregen. Damit soll eine dauerhafte Vernetzung geschaffen werden, die über das Internet allgemein zugänglich und erweiterbar ist.

Jeder Monat steht unter einem brisanten Thema. Kindersoldaten ist das Thema im Februar, bei dem tdh, Misereor, UNICEF, EED und Kindernothilfe zur Mitarbeit gewonnen werden konnten. Mit einer öffentlichkeitswirksamen Aktion am 12.02., dem "Red Hand Day", dem Gedenktag gegen den Missbrauch von Kindern in Kriegen, soll die Aufmerksamkeit von SchülerInnen und Medien gewonnen werden. Das Thema im März ist Beschneidung, im April Waldzerstörung, im Mai Kinderarbeit.

Weitere Informationen finden Sie im Internet unter www.friedensband.de

Für uns besonders interessant war, daß der Initator der „Aktion Friedensband“ Günter Haverkamp ist, der hiesige regionale Eine Welt Promotor für Medien – den wir schon seit Jahren kennen, weil früher immer die Eine-Welt-Filmtage in Düsseldorf organisiert hat, wo wir schon eine ganze Reihe interessanter Kongofilme mit ihm zeigen konnten. Wir wußten, daß Günter ein anderes Projekt vorbereitete – aber dieses! Natürlich habe ich ihn sofort angerufen. Vielleicht kann er ja unsere Kindersoldatenbroschüre für seine Kampagne ganz gut gebrauchen? Doch nicht nur das: im Mai wollen sie eine Konferenz organisieren zum Klimaschutz, wo wir über unsere Erfahrungen mit der Solarenergiekonferenz berichten sollen und wie im obigen Text zu lesen ist, soll bei der „Aktion Friedensband“ im April Schwerpunkt „Waldzerstörung“ sein. Und wir kämpfen dagegen mit Wiederaufforstungsprojekten… Die nächsten Monate versprechen spannend zu werden…

Montag, 2. Februar 2004

Der 2. Februar ist eigentlich ein alter christlicher Feiertag, nämlich „Maria Lichtmeß“ (Begegnung mit Simeon im Tempel). Vor allem aber ist die weihnachtliche Zeit jetzt endgültig vorbei, das neue Jahr hat aber noch nicht richtig Fuß gefaßt. Seit gestern haben wir’s im Rheinland ausgesprochen frühlingshaft warm. Die Bauernregel sagt: „Wenn's an Lichtmess stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit“ Oder: „Ist's zu Lichtmess mild und rein, wird's ein langer Winter sein." Da grübelte ein Sprößling von 4 Jahren gestern: „Papa hat gesagt, jetzt kommt der Frühling, aber Mama hat gesagt, das ist nur frühlingshaftes Wetter heute. Was stimmt denn nun?“

Wir wollen uns nicht in solch tiefschürfende Familienprobleme einmischen. Heute hat’s jedenfalls kübelweise geregnet….

Bei Dialog International sind eine ganze Reihe von Projekten in Vorbereitung. Hin und wieder ist darüber schon in diesen Zeilen berichtet worden. Da ist zunächst das Kwango-Projekt, die geplante Dorfhelferausbildung. Hier müssen nur noch ein paar wenige Detailfragen geklärt werden, dann kann der Antrag seinen Weg in das Entwicklungshilfeministerium nehmen: 300 Dorfhelferinnen und Dorfhelfer sollen in Naturheilkunde, Solartechnik, Nähen und Schneidern die Frauen, handwerkliche Kenntnisse die Männer, ausgebildet werden, auch die Pflege und Wartung von Solarlampengehört dazu.

Das nächste Projekt, von dem auch schon etwas auf unserer Website steht, ist die geplante Wasserleitung in Luhwindja. Und in der Nachbargemeinde Burhinyi, auch darüber findet sich auf der Website eine Information, ist eine umfangreichere Wiederaufforstung geplant über mindestens drei Jahre. Die Abstimmungen zu diesen beiden Projekten sind mit unseren Partnern im Kongo für die erste Runde abgeschlossen. Schließlich soll auch die Förderung der Sonnenkocher undenergiesparenden Öfen fortgesetzt werden, hoffentlich durch ein öffentliches Förderprogramm.

Berichte kamen von „Schweineprojekt“ in Luhwindja, von den 480 Frauen, die „rotierende Schweine“ bekommen hatten. Dieser Bericht wird gerade übersetzt und wird in Kürze auf der Website veröffentlicht. Das Projekt ist abgeschlossen, was natürlich nicht heißt, daß die Schweine nicht mehr rotieren. Die Gruppen werden sich vielleicht noch jahrelang mit diesen Mitteln helfen können: Vielleicht zwölf oder fünfzehn Frauen bilden eine Bezugsgruppe, die mehrere Muttertiere bekommen hat. Zwei oder drei solche Gruppen halten sich einen Eber. Das Muttertier wird bis zum ersten Wurf einer Frau gegeben. Der Nachwuchs bleibt im Besitz dieser Frau, während das Mutterschwein an die nächste Frau weitergegeben wird. Dies begründet einen ganz bescheidenen Wohlstand, weil ein Muttertier gut ein Dutzend Ferkel wirft und die Schweine oder das Schweinefleisch für gutes Geld verkauft werden können usw.

Auch einige Ergebnisse zu dem Ausbildungsprogramm für juristische Berater trafen vor einigen Tagen hier ein. Sie können sich durchaus sehen lassen, weil dadurch direkt Situationen im Alltag verbessert werden konnten:

Die Befreiung einiger Häftlinge, die unrechtmäßig in den Gefängnissen der Polizei und des Militärs eingesperrt waren, dank solidarischer Interventionen und Massenprotesten der juristischen Berater in den Orten CIHERANO, KAZIBA und KAVUMU.

Rückzug mehrerer Palaver im Gebiet von KAVUMU und einiger Offiziere und Inspekteure der Gerichtspolizei dort.

Lösung einiger Konflikte in Familien und unter Nachbarn

Mehrere Fälle des Schiedsgerichts, der Mediation und der Versöhung zwischen Einzelpersonen und Familien.

Organisation eines Sit-in am Polizeiposten in Luciga und im Gebiet von WALUNGU, um die Befreiung eines zu Unrecht festgehaltenen Häftlings zu fordern.

Mobilisierung der Frauen von LWIRO/Katana zu einem friedlichen Marsch zur MONUC, um sie aufzufordern, über KAVUMU hinaus (nach CIBATI) zu gehen, um sie vor den Interahamwe zu schützen, die sie dauernd ausplündern und vergewaltigen.

Mithilfe zur Entfernung einiger „Steuerpiraten“ vom Markt in KAZIBA

Bekanntgabe mehrerer Fälle von Menschenrechtsverletzungen bei den Verantwortlichen der Zivil- und Militärhierarchien.

Sensibilisierung der Meinung durch lokale Radiosender über die Menschenrechtsverletzungen.

Mehrere Aufforderungen an Zivil- und sogar an Militärbehörden

Ausbildung und Information der Bevölkerung über die gelernten Unterrichtsstoffe…...“

Der Bericht soll bald in französisch und deutsch auf die Website gestellt werden.

Samstag, 31. Januar 2004

Endlich ist jetzt  unsere Kindersoldatenbroschüre fertig geworden. Heute konnten die ersten Hefte verschickt werden, zunächst an die Abonnenten unserer Zeitschrift DER PAZIFIST.

Die Broschüre enthält insbesondere die deutsche Version eines Comics über Kindersoldaten, die im Kongo „Kadogos“ genannt werden. Dies Comic ist ursprünglich von unseren Freunden bei Pax Christi in Bukavu herausgegeben worden. Darüberhinaus finden sich Texte eines Dossiers zum Thema Kindersoldaten des UNO-Nachrichtendienstes IRIN welches im Dezember letzten Jahres herauskam. IRIN berichtet regelmäßig aus dem Kongo, die aktuellen Nachrichten können auf unserer Website gelesen werden. Schließlich findet sich ein deutscher Pressespiegel zum Thema Kindersoldaten in der Broschüre. Die meisten zitierten Artikel stammen vom Juni letzten Jahres, als in Deutschland ein Militäreinsatz im Kongo diskutiert wurde und plötzlich die Öffentlichkeit mit der Frage konfrontiert war, daß möglicherweise demnächst deutsche Soldaten auf Kindersoldaten schießen müßten.

Die Broschüre ist mit Photos ausgestattet, die zum größten Teil von unseren Partnern aus dem Kivu stammen.

Das hat’s noch nie gegeben: Eine pazifistische Zeitschrift öffnet ihre Spalten dem Papst und widmet die Hälfte einer Ausgabe einem Text des römischen Pontifex! So die aktuelle Ausgabe  von DER PAZIFIST: Zum Weltfriedenstag äußerte sich der Papst ganz detailliert zur Völkerrechts- als Friedensordnung, was von einer Institution, die vor noch gar nicht so langer Zeit die Lehre vom gerechten Krieg hochhielt durchaus bemerkenswert ist. Natürlich enthält die neue Ausgabe von DER PAZIFIST auch einige andere Texte, insbesondere aus Israel. Wir erfahren die Situation um Mordechai Vanunu, der im Frühjahr aus seiner langjährigen Haftstrafe entlassen werden soll, in die er gelangte, weil er in einem Interview der SUNDAY TIMES über das verbotene israelische Atomprogramm plauderte. Der Geheimdienst Mossad kidnappte ihn dann in Rom und schaffte ihn nach Israel vor seine Richter als „Landesverräter“. Doch heute ist aller Welt bekannt, daß Israel die Atombombe hat, aber keiner sagt’s laut. Was wird Vanunu tun, wenn er frei ist? Was wird vor allem Israel mit Vanunu anstellen? Der Artikel gibt darauf einige Antworten. Und der israelische Pazifist Uri Avnery beschreibt sehr lebendig, wie Scharon in Schwierigkeiten kommt, weil plötzlich rundrum in der arabischen Welt sozusagen Frieden ausbricht: Ghadafi macht seinen Frieden mit der Welt wegen Lockerby, Iran spricht mit den USA, Syrien ebenso usw. Und für Scharon ist Frieden die größte Gefahr. Ach was?

Freitag, 30. Januar 2004

Schon wieder ein Konflikt in Luhwindja zwischen den Viehzüchtern und der Wiederaufforstung: Plötzlich wollten sie auf einer Fläche ihre Kühe weiden lassen, die für die Anpflanzung von 8.000 jungen Bäumchen vorgesehen war, die in zwei Wochen fertig ausgepflanzt sein müßten. Krisensitzung in Luhwindja mit den Behörden. Dann wurde den Viehzüchtern ein anderer Weideplatz zugewiesen. Die Wiederaufforstung kann weitergehen.

Wir haben ein ganz kleines Jubiläum.

Heute vor genau 12 Jahren wurde in Köln Dialog International gegründet.

Wie die Zeit vergeht – und was alles im Kongo in der Zwischenzeit geschehen ist! Damals war eine Zeit des Aufbruchs. Es gab eine breite Demokratiebewegung, die Nationalversammlung und eine große Hoffnung auf demokratischen Wandel, der in Osteuropa und einigen anderen afrikanischen Staaten schon geschehen war. Doch wenige Wochen später, Mitte Februar 1992 gab’s die große Demonstration der Christen in Kinshasa, die von Mobutu blutig niedergeschlagen wurde….

Warum hatten wir Dialog International gegründet? 1991 war Prof. Mbaya nach 30 Jahren erstmals wieder in den Kongo gereist, kam zurück und berichtete von der erschreckenden Verelendung des Volkes. Er war fest entschlossen, eine humanitäre Hilfe für sein Land zu organisieren.

So setzten wir uns zusammen und gründeten mit einigen Freunden diesen Verein. Wie wir immer wieder betonten, kamen die Kongolesen aus der Demokratiebewegung und die Deutschen  vorwiegend aus der Friedensbewegung. Und in gewisser Weise war Mahatma Gandhi „Pate“ bei der Gründung, dessen Ermordung am 30.1.48 wir bei der Gründungsversammlung gedachten. Aber wer hätte sich damals vorstellen können, daß Friedensarbeit einmal eine solch zentrale Bedeutung für den Kongo bekommen würde, wie dies in den späteren Jahren und heute der Fall war und ist?

Gerade in diesen Tagen kam der Tätigkeitsbericht einer Frauenorganisation in Uvira am Tanganjikasee an der Grenze zu Burundi hier an, mit denen wir eine Friedensprojekt organisieren wollen.Wir springen einfach mal in die Gegenwart und zitieren aus diesem Bericht:

„Während der beiden vergangenen Jahre wurden mehrere Aktivitäten gemeinsam durchgeführt, um unsere Kräfte zu vereinigen und das hauptsächlich, wenn es sich um Verteidigung, um die Rechte der Frau, oder um Vergewaltigung handelte.

In der Sache der Wiederherstellung des Friedens hat GRAIFA, zusammen mit anderen NRO’s folgende Aktivitäten durchgeführt:

* Aktion Verteidigung

für die Öffnung der Straße Uvira-Fizi für die Einrichtung humanitärer NRO’s in Baraka/Fizi;

gegen die willkürlichen Festnahmen, gegen die und mit den Lokalbehörden oder den Maï-Maï;

um der Besetzung der Maniokfelder und Palmenheine, der Plünderung der Felder in den Ebenen und der unteren Hochebene von Fizi und Uvira und dem Zwangskauf durch die Soldaten des RCD geplünderten Produkte Einhalt zu gebieten. Kontaktaufnahme mit den zuständigen Behörden.

* Aktion Radiosendungen, ausgestrahlt durch die lokale Sendestation:

für die Bekämpfung des Diebstahls durch Bewaffnete;

für Fälle der Sabotage durch das Zerreissen von Geldscheinen und Fällen der Vergewaltigung von Frauen etc….

Mehrere Treffen auf kleiner Ebene wurden organisiert für Friedensstudien kleineren Ausmasses.(…)

Die Idee, ein Netzwerk für die Frauen von Fizi zu gründen, entstand schon beim ersten Treffen des Nachdenkens über die Frau, das infolge der augenblicklichen Krisensituation in Uvira stattfand, und wird beim zweiten Treffen in Baraka, nach der Feier zum Internationalen Tag der Frau am 8. März 2004 konkretisiert werden. (…)

Bei der Gründung verlangten die Mitglieder des Netzwerks „LUSAMBYA“ von den Mitgliedsorganisationen, sich für die Suche nach dem Frieden, ein friedliches Zusammenleben, Demokratie und Teilnahme der Frauen am bürgerlichen und politischen Leben auf allen Ebenen einzusetzen, je nach ihren Fähigkeiten. Ein vorbereitendes Komitee wurde gewählt, das als Vermittlungsstelle zwischen den Frauen und dem pädagogischen Personal dienen soll, zu dem GRAIFA gehört.

Für dieses dritte Treffen wurde auch an den Empfehlungen für den Frieden festgehalten, besonders an denjenigen, ein Programm der Sensibilisierung und der Wiederherstellung des Friedens und des Zusammenlebens zwischen den Gemeinden und innerhalb der Gemeinden auszuarbeiten und zu verwirklichen.

Außerdem wurde bei dem Treffen, welches das Institut Vie et Paix organisiert hatte, zusammen mit SOCOODEFI, UGEAFI und ADEPAE, folgendes Thema behandelt:

Die Problematik eines dauerhaften Friedens in den Milieus innerhalb der und zwischen den Gemeinden und der Wiederherstellung des gegenseitigen Vertrauens: Welche Zukunft gibt es für den Süd-Kivu, nach dem Krieg? Ein Treffen vom 12.-16. November 2003, zu dem Mme. I’YANGYA NA’ABWE eingeladen war, es wurde empfohlen, daß die Frauen von Fizi/Itombwe und Uvira ihrerseits auch Treffen veranstalten sollen, um nach einem dauerhaften Frieden zu suchen, denn sie sind es, die zu Opfern aller durch die Kriege verursachten Verwüstungen geworden sind.

„Ihr (die Gruppe GRAIFA) werdet mit uns verstehen, daß es notwendig und dringend ist, diese Treffen durchzuführen, denn die Bevölkerung braucht eine dauerhafte Entwicklung, eine Sache, die die Leute immer noch verhöhnen. Und eine solche Entwicklung kann in keiner Weise ohne FRIEDEN geschehen.“

Zur Zeit beginnt der Frieden zurückzukehren, jetzt, nach den Abkommen von Pretoria, aber man muß die Frauen ermutigen, Vergebung für die Fehler zu fordern, die während der Kriege gemacht worden sind. So werden die Treffen der Frauen der verschiedenen Stämme es ermöglichen, eine Periode der Versöhnung und des dauerhaften Zusammenlebens zu beginnen, nachdem sich die Gemeinden gegenseitig verziehen haben.“

Die finanziellen Mittel dieser Gruppe sind sehr „begrenzt durch die dauernden Kriege, die die Armut der Bevölkerung zur Folge haben (die Felder werden geplündert und zerstört, die Frauen können nicht zu ihren Feldern gelangen, die Frauen werden auf den Feldern vergewaltigt), manche Gegenden sind vermint, usw….“ (Übers. H. Schimpf)

Donnerstag, 29 Januar 2004

Gestern war plötzlich unsere Website verschwunden. Wer die Adresse anklickte kam auf „Error“… uuppp – was war geschehen? Also – eigentlich - gar nichts, jedenfalls von uns aus. Gerhard ünd Elias stellten schließlich fest, daß eine Datei fehlte, die eigentlich hätte da sein müssen. Und als sie wieder hochgeladen wurde, war die Website plötzlich wieder da. Ein bißchen unheimlich sowas. Ein Computerspezialist meinte, einige seiner Kunden hätten dasselbe Problem gehabt mit dem Provider. Hin und wieder würden halt Dateien „wegkippen“. Ach ja.

Was ein Glück, daß wir Kopien haben.

Manchmal ist Papier doch besser. Das kann man zwar verlegen, aber wenn man’s nicht verbrennt oder halt in den Papierkorb „wegkippt“, ist immer noch irgendwas da.

Vor allem bei Büchern ist das ganz tröstlich.

Natürlich ist der Computer hilfreich, aber - nun ja - außerordentlich gegenwartsbezogen.

Die Geschichte des Computers scheint zu rasen.

Was sind 5 oder 10 Jahre im Leben.

Beim Computer fast eine Ewigkeit.

Was wird mit den Computerdaten in 50 oder 80 Jahren sein? In 200 Jahren?

Für Bücher ist das eigentlich kein Problem, vorausgesetzt, sie werden nicht von Säure zerfressen oder halt vom Feuer erfaßt. Aber Computerdaten?

Nun bin ich ja froh, daß sich manchmal auf dem Computer noch Emails finden, die 2 Jahre alt sind. Gut zu wissen, was man damals geschrieben hat, vor allem, wenn’s um Projekte geht.

Und hier wären wir wieder beim Thema.

Heute haben wir nochmal einen Termin mit der Düsseldorfer Volkshochschule vereinbart und zwar für den 1. Oktober. Das ist noch lange hin, aber geplant ist eine Gedenkveranstaltung an die Massaker in Ruanda, mit dem Film RUANDA POUR MEMOIRE (franz. mit engl. Untertiteln), 68 Minuten, von dem bekannten senegalesischen Dokumentarfilmregisseur Felix Samba Ndiuye.
10 Jahre nach dem Massaker in Ruanda stellen wir uns die Frage: Wie sind diese tragischen Ereignisse in unsere bisherigen Geschichtserfahrungen einzubinden? Vier Jahre nach dem Massaker wurden Schriftsteller aus verschiedenen afrikanischen Ländern und Frankreich eingeladen, Ruanda zu besuchen. Sie versuchten das Unfaßbare in Worte zu fassen. Aber die Ratlosigkeit bleibt...
Felix Samba Ndiuye: "Wenn man einmal dort gewesen ist und alles gesehen hat, kommt man als anderer zurück, man kann die Welt nicht mehr mit den gleichen Augen sehen."
Vielleicht sollten wir dieses Gedenken doch mit einem ganz kleinen Lichtblick verbinden, denn wir begannen etwa im Oktober 1994 mit den Beratungen zur Gründung von TWESE HAMWE, einer Friedens- und Hilfsorganisation für Ruanda und Ostkongo, vor allem im Hinblick auf die Folgen der Massaker. TWESE HAMWE ist inzwischen eine kleine, aber rührige Hilfsorganisation geworden, die bescheiden aber bestimmt insbesondere Gruppen von Kriegs- und Massakeropfern hilft, vor allem Frauen, Witwen und Kindern. Und dabei darf Dialog International immer wieder ein bißchen Hilfestellung geben.

Übrigens vermissen wir seit einigen Tagen die IRIN-Nachrichten aus dem Kongo. Wer sich über unser Angebot vor allem in englisch und französisch regelmäßig informiert, wird dies schon festgestellt haben, daß sie fehlen. Entweder, dies ist eine gute Nachricht, daß nämlich im Kongo alles seinen Gang geht und keine besonderen Vorkommnisse sind. Das wäre wirklich eine ausgesprochen gute Nachricht. Oder aber der UNO-Nachrichtendienst IRIN mußte seine Ankündigung im franzöischsprachigen Bereich wahrmachen und die Berichterstattung spürbar einschränken.

Montag, 26. Januar 2004

Gestern fand in Kavumu (Süd-Kivu) eine Hauptversammlung der „juristischen Berater“ statt, die mit Unterstützung des Friedensfonds der GTZ letztes Jahr im Juli dort ausgebildet worden waren. Dies war das erste einer Serie von 6 solchen Ausbildungen. Gestern ging’s „um die Evaluation ihrer Erfahrungen seither und ihres Einsatzes für Frieden, Vermittlung (Mediation), Verteidigung der Menschenrechte, Gewaltlosigkeit… die von ihnen seit der Ausbildung gemacht worden sind.“ Wir haben noch keinen Bericht von den Ergebnissen, vermuten aber, daß diese spannend sein dürften…

Bevor wir neue Projektanträge beim Entwicklungshilfeministerium einreichen, prüft diese ein Büro mit Fachleuten in Bonn. Für das Dorfhelferprojekt im Kwangogebiet (südlich von Kinshasa) ist das jetzt geschehen und sie empfehlen uns zahlreiche Änderungen und Ergänzungen vorzunehmen. An was alles gedacht werden muß! Aber eine sorgfältige Planung macht sich bei der Projektabwicklung bezahlt, weil dann alles viel reibungsloser ablaufen kann. Deshalb lohnt sich eine präzise Planung. Wir wollen das Projekt gemeinsam mit ANAMED durchführen („Alternative Medizin in den Tropen“, www.anamed.net).

Wir wollen insgesamt 300 Dorfhelfer ausbilden mit handwerklichen Kenntnissen, solchen in der Nutzung von Heilkräutern, im Anlegen eines Heilkräutergartens - insbesondere mit Artemisia, einer Pflanze, die gegen Malaria hilft - dann sollen Sonnenkocher gebaut werden, die Frauen lernen Nähen und Stricken – alles Kenntnisse, die auf den Dörfern ganz nützlich sind. Wenn das Projekt gelingt, wird im Kwangogebiet praktisch flächendeckend ein System von Dorfhelfern zur Verfügung stehen.

Freitag, 23. Januar 2004

Gestern nachmittag bekamen wir von unseren Projektpartnern in Uvira einige Details über den Geldtransfer. Wir haben letztes Jahr z.B. 6.000 Dollar dorthin überwiesen und dafür in Deutschland rund 13 Euro Gebühren bezahlt. Dollar gehen über Amerika, wo von der Summe gleich 40 Dollar hängenblieben und die Bank des Empfängers hat dann für das bloße Gutschreiben des Betrages nochmal 60 Dollar kassiert. Wir wissen nicht, ob ihr Portal schon mit Marmor ausgestattet ist. Natürlich, wir verstehen, Banken wollen auch leben. Immerhin ist dieser Transfer sicherer als wenn wir – wie früher in den Kongo – das Geld Reisenden mitgeben mußten, was manchmal ein Glücksspiel war, nicht wegen der Untreue der Reisenden, sondern wegen der Grenzkontrollen…

Ein Mitglied von uns hat mal einen Geldbetrag im (ausgehöhlten) Brot versteckt. Das Brot interessierte niemanden, war ja nur seine Reiseverpflegung…

Was sollen wir also tun?

Die gute Nachrichten kommen für uns von den Devisenmärkten, weil das Geld in Dollar gebraucht wird, das Budget aber in Euro ist und deshalb jetzt relativ viele Dollar unseren Partnern geschickt werden können, mehr als geplant. Aber diese werden auch dringend gebraucht…

Die guten Nachrichten kommen aber auch aus Uvira selbst. Eine Delegation von Dialog International Bukavu hat Mitte Januar das Projekt der Rücksiedlung von 200 Bauernfamilien besichtigt und war sehr zufrieden. Zur Delegation gehörten Emmanuel, der Präsident, Pierre, der Vizepräsident, Descartes, der Sekretär und Philippe, eine weiteres Mitglied. Emmanuel schreibt über diesen Besuch: „Die Bauern leben jetzt etwa 25 km von Uvira entfernt und müssen jeden Tag recht weit bis zu ihren Feldern laufen, unter drückender Hitze. Dies ist ein Nachteil bei dem Projekt.“ – Doch wir haben schon eine Lösung gefunden: Vom eingesparten Geld werden einige Fahrräder angeschafft, die ursprünglich nicht vorgesehen waren. Dann geht der Transport etwas schneller.

Weiter: „Die Bauern haben mit ihren Feldern keine Probleme, auch nicht mit dem Anbau von Reis. Die Beziehung zwischen unserer Partnerorganisation und den lokalen Behörden ist gut und das ist natürlich hilfreich für ihre Mitglieder. Jedem Bauer stehen 100 x 50 m zur Verfügung. Sie hätten gar nicht die Kapazität mehr zu bearbeiten, denn der Anbau von Reis ist sehr arbeitsintensiv. Auf einem Teil des Feldes werden auch noch Maniok und Erdnüsse angepflanzt. Die Arbeit teilen sich Männer und Frauen auf. Die Männer pflügen und pflanzen und die Frauen jäten das Unkraut und ernten. In Uvira gibt’s verschiedene Reissorten: Wenge, Kamiti und Sipi. Der über­wiegende Teile der Bevölkerung pflanzt Wenge an, weil diese Sorte nur 4 Monate bis zur Ernte benötigt, während die anderen beiden Sorten 6 Monate bis zur Reife brauchen. Ein halber Hektar bringt jede Saison ein Tonne Reis. Um ein großes Feld zu kultivieren muß eine Familie auch noch ein paar Saisonarbeiter beschäftigen. In der Erntezeit kosten 25 kg Reis 5,60 Dollar.

Eine Reisschälmaschine ist sehr wichtig. Die Bauern benötigen diese Maschine und unsere Partnerorganisation plant bald eine anzuschaffen.

Doch haben die Bauern ein Problem: Einige Felder benötigen Bewässerung. Wir haben ihnen empfohlen an einem Tag in der Woche gemeinschaftlich die Felder zu bewässern.

Die Pflanzen werden von Schädlingen befallen und die Bekämpfung verschlingt viel Geld. Man wird von den Reservemitteln des Projektes etwas dafür nehmen müssen.

Außerdem ist in dieser Saison eine große Trockenheit. Der Regen bleibt aus…“

In den nächsten Wochen muß die nächste Rate für das Projekt überwiesen werden, damit die Reisschälmaschine gekauft und Vieh angeschafft werden kann. Im Moment reicht unser Geld leider noch nicht, deshalb müssen die Partner sicherlich noch ein paar Wochen warten…

Donnerstag, 22. Januar 2004

Die Frage, welche Gehälter gezahlt werden können ist immer eine delikate Sache. Arbeitgeber und Arbeitnehmer verhandeln oft monatelang über Tarifverträge. Die Globalisierung bewirkt, daß immer mehr Produktionen in sogenannte „Billiglohnländer“ „exportiert“ werden. Das Beispiel einer Näherin aus Mönchengladbach mag dies verdeutlichen: Ihr Produkt hatte 95 % Personalkosten und 5 % Materialkosten. Plötzlich sollte in einem „Billiglohnland“ genäht werden. Hier war das Verhältnis beim gleichen Produkt und gleicher Qualität umgekehrt: 5 % Lohnkosten und 95 % Materialkosten. Insgesamt waren somit die Produktionskosten um 90 % geschrumpft.

Doch für uns ist die Frage, was zahlen wir in unseren Projekten für Löhne? Letztes Jahr sollte für einen deutschen Helfer geplant werden, der in den Kongo ging. Es stellte sich heraus, daß das Budget für seinen Lohn genau hundertmal höher war als das Budget für einen seiner lokalen Mitarbeiter. Und wirklich, wir erinnern uns, lebten nicht die Entwicklungshelfer im Herzen Afrikas eigentlich sehr angenehm? Schöne Landschaft, schöne Villen, fast wie in Europa. Und war nicht zwischen ihnen und den Einheimischen ein riesiger Unterschied im Lebensstandard?

Wir „lösten“ das Problem, indem der einheimische Helfer immerhin eine 100%ige Lohnerhöhung bekam, damit bekam der Deutsche aber immer noch 50 x mehr… Gut, er bekam das nicht alles ausgezahlt. Arbeitgeberanteil und Sozialversicherung gingen ab. Doch übrig blieb sicher noch genug.

Hier in Düsseldorf wird derzeit gegen ehemalige Manager von Mannesmann und Banken verhandelt, die sich sehr üppige Abfindungen auszahlten. Das ist natürlich eine andere Ebene und die Frage, ob in irgendeiner Weise derartig astronomische Summen durch Leistung zu rechtfertigen sind, ist sicherlich berechtigt.

Wir haben heute früh ein Gehalt von BAT IIb im Entwicklungsbereich diskutiert. Das sind immerhin 5.000 €uro brutto monatlich, inclusive Arbeitgeberanteil.

Natürlich geht es nicht um Mitarbeiter von Dialog International, die größtenteils ehrenamtlich und wenn nicht, dann mit recht bescheidenen Salären arbeiten.

Doch sollten auch im Entwicklungsbereich an qualifizierte Mitarbeiter üppige Gehälter gezahlt werden? Unsere Partner im Kongo zahlen für hauptamtliche einheimische Mitarbeiter zwischen 50 und 200 $ im Monat. 200 $ bekommt der Projektleiter. Das sind derzeit rund 167 €uro. Auch damit wird man nicht reich und kann vor allem nichts zurücklegen, aber dies genügt.

Natürlich ist klar, daß wir in Deutschland niemanden mit einem solchen Gehalt nach Hause schicken können. In Düsseldorf zahlt heute schon ein Student für seine Bude oft mindestens 300 €uro. Andererseits: sollte jemand, der im weitesten Sinne im Entwicklungsbereich arbeitet, wenn er oder sie wirklich solidarisch mit Partnern im Süden ist, nicht vielleicht eher bescheidene Gehaltsansprüche haben? Was braucht man eigentlich zum Leben?

Und wenn dies so praktiziert würde – fänden sich genügend qualifizierte Leute, die dann bereit wären, in diesem Bereich zu arbeiten, wenn anderswo eben doch üppiger bezahlt wird?

Allerdings ist lange nicht gesagt, daß wir in Deutschland mit unserem „Niveau“ richtig liegen. Im Zusammenhang mit der „Eliteuniversität“ wurde irgendwo darauf hingewiesen, daß etwa die angelsächsische „Elite“ traditionell in einer bestimmten Phase gemeinnützige Arbeiten verrichtet. Stiftungen und Spenden für wohltätige Zwecke sind dort oft sehr viel selbstverständlicher, wo bei uns immer nach staatlichen Mitteln gerufen wird.

Daraus könnte durchaus gefolgert werden, daß im gemeinnützigen Bereich nicht ohne weiteres die gleichen Gehälter gezahlt werden sollten wie in kommerziellen Berufen.

Immerhin teilen wir oft mit viel Ärmeren….

Und das, was wir (ver)teilen, haben schon andere geteilt durch ihre Spende. Und die sollte möglichst ungekürzt in ein Projekt fließen.

Montag, 19. Januar 2004

Ein Brief aus Bukavu: „Letzte Woche hatten wir ein Sonnenkocher-Seminar mit 12 Schreinern, um die Möglichkeiten der Verbesserungen der ULOG-Kocher zu prüfen, die wir herstellen (Anmerkung: Es hatte sich herausgestellt, daß die Abdichtung nicht gut funktionierte und deshalb die nötigen Temperaturen nicht so leicht erreicht wurden) Wir sind jetzt dabei einen solchen herzustellen, der etwa so aussieht wie Eure und wie jene, die ULOG in der Schweiz herstellt.

Gestern haben wir unser letztes Seminar für die juristischen Berater in Uvira beendet. Meine Freunde waren dort für 6 Tage und ich nahm die letzten drei Tage teil. Insgesamt waren 60 Leute in dem Seminar. Inzwischen hat Dialog International im Süd-Kivu insgesamt 310 juristische Berater ausgebildet, die der Bevölkerung helfen sollen, Konflikte auf juristischem Wege zu lösen. Dies ist ein bedeutender Beitrag für eine Kultur des Friedens, die wir dringend im Kongo und im Bereich der Großen Seen schaffen müssen.“

Eine ganz beunruhigende Nachricht kam aus Uvira, weil dort verschiedene Gruppen befürchten, daß auf andere Gruppen bzw. Leute Mordanschläge geplant sind, insbesondere auch auf jemanden von unseren Partnern. Wir sind jetzt natürlich ziemlich in Sorge. Werden wir Zustände bekommen, wie sie lange in Lateinamerika vorherrschten?

Freitag, 16. Januar 2004

Wenn hier im Büro Routinearbeiten erledigt werden müssen, dann ist nichts besonderes zu berichten. So auch jetzt, wo der Jahresabschluß fertiggestellt werden mußte und sehr viel Buchführung nötig war.

Aber zwischendrin entsteht Stück für Stück das Programm für dieses Jahr.

Fest liegt schon, daß wir die Ausstellung KIN PRESSION II nach Düsseldorf holen, wieder ins Foyer der Volkshochschule und zwar ab 24. Mai bis 12.Juni. Eine Vernissage soll gleich am 24.5. stattfinden. Wir hatten schon KIN PRESSION I hier, mit Photos, wie man sich in Kinshasa durchschlägt. Die Fortsetzung zeigt, wie man sich fortbewegt und zwar meist ohne Autos und ohne öffentlichen Verkehr in einer riesigen Stadt, viel größer als das Bundesland an der Saar.

Fest steht auch eine weitere Veranstaltung der VHS Düsseldorf, am 4. Juni: Der Fall Lumumba, nach 40 Jahren gelöst. Es geht um die Ermordung Lumumbas und die neuesten Erkenntnisse zu den Hintergründen.

Und im Herbst können wir in der sehr zentral gelegenen Volkshochschule nochmal eine Ausstellung zeigen, über Albert Schweitzer und sein Werk, in Zusammenarbeit mit dem Antikriegsmuseum Berlin, ab 10. Oktober.

Dann steht auch der Termin für das Frauenseminar fest: Das Wochenende 4./5.9., wieder in der kinderfreundlichen Jugendherberge Neuss-Uedesheim. „Frauen im Kongo II“.

Und auch die Fortsetzung des Medienseminars dürfte ganz spannend werden, voraussichtlich am Wochendende 25./26.Juni in der Nähe von Dortmund. Wir hatten uns beim letztenmal vorgenommen, das Thema Afrika in deutschen Redaktionen zu untersuchen. Dies wird voraussichtlich sehr fachkundig bei diesem Seminar möglich sein.

Auch einige weitere Termine stehen fest, die Regionaltreffen, die früher immer sonntags in unserem Büro stattfanden, sollen künftig freitags im Internationalen Begegnungszentrum Die Brücke der Volkshochschule in der Düsseldorfer Altstadt sein und zwar am 13.2., 12.3., 14.5. und 9.7., jeweils ab 17.30 Uhr. In der Regel werden wir dort über die allgemeine politische Situation im Kongo sprechen. Wer in der Region wohnt und Zeit hat, ist gerne eingeladen. Am besten vorher kurz im Büro anrufen.

>Die Mitgliederversammlung soll in diesem Jahr schon am 20. März stattfinden.

Dienstag, 6. Januar 2004

Das Neue Jahr ist schon sechs Tage alt und hier steht jetzt ganz viel Rechnen an. Die Finanzplanung für die Projekte in diesem Jahr muß bald stehen, dann ist der Jahresabschluß 2003 fällig und erst danach ist die Abrechnung der Solarkonferenz möglich, bzw. der Abschlußbericht.

Auch in Bukavu wird fleißig gerechnet, weil dort zum Jahresabschluß Zwischenberichte geschrieben werden. Wir sind dabei, die Zahlen zu vergleichen. In Bukavu wird noch in Dollar abgerechnet und wir müssen alle Ausgaben natürlich in Euro nachweisen…

Heute früh kam aus Kinshasa der Abschlußbericht des Projekts „Santé scoulaire“ vom CENTRE HOSPITALIER MONKOLE auf dem Mont Ngafula. Wir hatten vor über einem Jahr mit Unterstützung von DIFÄM-Tübingen (Deutsches Institut für Ärztliche Mission) die Finanzierung von Informationsblättern zur Gesundheitsaufklärung von Schülern übernommen. Zwei Ausgaben waren bereits im Sommer erschienen, die restlichen beiden kamen heute an. Themen: „AVORTER? NON!“ (Abtreibung? Nein!) und „BRUIT ET SOMMEIL“ (Lärm und Schlaf). Die Faltblätter sind wieder mit sehr schönen Zeichnungen des jungen Künstlers Aimé Tshibwabwa ausgestattet. Vom Bericht ist bereits im Tagebuch vom 25.12.03 die Rede. Jedenfalls sind von jeder Ausgabe 10.000 Exemplare gedruckt und verteilt worden und diese gute Arbeit sollte auch in diesem Jahr fortgesetzt werden können. Wir hoffen, daß wir dafür auch wieder eine Unterstützung geben können, was aber nur geht, wenn uns wieder ein Zuschuß gewährt wird...

Wir planen, die vier bisher von uns geförderten Ausgaben demnächst auf dieser Website in einer pdf-Datei zum Runterladen zur Verfügung stellen zu können.

Emmanuel aus Bukavu, der letzten Sommer zu unserer Solarkonferenz nach Deutschland kam, grüßt seine Freunde in Deutschland und schreibt so ganz nebenbei, daß er sich oft an den Ort erinnert, wohin ich ihn gebracht hätte, von wo aus er die gesamte Stadt Düsseldorf sehen konnte. (Das war der Fernsehturm) Außerdem, schreibt er, werde er nie vergessen, als er von mir erklärt bekam, wie man mit der Eisenbahn fährt und wie man in einem größeren Bahnhof umsteigt. „Diese Übung ist wirklich nicht leicht gewesen.“

Nun ja, in Bukavu existiert weit und breit keine Eisenbahn, und in Tansania oder Kenia fahren nur vereinzelte Linien. Wenn dann im Düsseldorfer oder Kölner Hauptbahnhof plötzlich aus einem Dutzend gleichzeitig abfahrender Züge der richtige herausgefunden werden muß, ist das in der Tat für jemanden, der vorher noch nie mit der Eisenbahn gefahren ist, ein größeres Problem. Aber Emmanuel hat das hervorragend gelöst und eigentlich nie einen Zug verpaßt.